Ein Nachbar: Dich kriegt man ja auch kaum noch zu sehen. - Ja, viel Arbeit. Das Gute ist, ich habe dieses und das nächste Wochenende frei. Hin und wieder halt in der Woche einen Dienst. Bevor dann die drei Weihnachtsdienste kommen.
Eine Gruppe, die besonders unter dieser Jahreszeit leidet, sind die Menschen, die kein Zuhause haben und psychisch krank sind. Wir wissen, dass der Anteil psychisch kranker Menschen - Psychosen,
Depression, Manie, Sucht und oftmals eine Mischung - unter obdachlosen Menschen hoch ist. Und der Stress wird für sie in der kalten, dunklen Jahreszeit noch höher. Es ist Weihnachtszeit. Es ist
Jahreswechsel. Und es kam in dieser Woche in einem Dienst hart, härter, am härtesten.
Wenn ich einen Dienst als Aufnahmeärztin in der Psychiatrie mache [Blog 09 September 2024 Im Haus], habe ich das Gefühl, ich bin zwei Tage
nicht in der Klinik, sondern in einer ganz anderen Welt. Wenn ich am ersten Tag mittags komme, habe ich noch zwei Stunden Zeit, meine Patienten auf der Station zu betreuen, und dann geht es um 16
Uhr los bis zum nächsten Morgen um acht. Manchmal wird es auch später, wenn noch etwas übrig geblieben ist. Der zweite Tag vergeht zuhause dann mit Ausruhen.
Eine Schwester in der Aufnahme meinte: Christa, das wird bis Weihnachten und darüber hinaus noch mehr.
Dank der guten Crews im Haus, vor allem das Pflegepersonal (kurz: "die Pflege"), und auch Empfang und Sicherheitsmann, und außerhalb des Hauses, RTW-Sanitäter, Polizei, Ordnungsamt, Kollegen
ambulant und anderer Krankenhäuser, und dem Wissen, dass es noch einen ärztlichen Kollegen für die Stationen [Blog 15 Juni 2024 Im Feld] und
eine fite Oberärztin im Hintergrund gibt, wurde auch dieses Mal unter dem Strich alles gut.
So gesehen war dieser Dienst eine gute Übung für den Dienst in der Aufnahme plus zwei als Ärztin vom Dienst Station, die ich im Verlauf von Weihnachten machen werde.
Dienste sind weiterhin eine feine Sache. Sie machen mir Freude. Und ich bekomme eine ordentliche Dosis Tageslicht, das um ein vielfaches intensiver ist als das übliche Kunstlicht. Auch bei
bedecktem Himmel. Mittags fahre ich im Hellen zur Arbeit und am nächsten Morgen im Hellen nach Hause. Das hebt die Stimmung ungemein, vor allem auf dem Fahrrad.
Dies hilft mir, meinen Teil beizutragen: lassen Sie uns schauen, was wir für die Menschen tun können, die besonders in dieser Jahreszeit leiden.
Christa Weßel - Sonntag, 08 Dezember 2024
[*] wieder sind unabhängig von der verwendeten Form alle Geschlechter gemeint: w, m, d.
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