"Du hast es wieder getan" sagte ein Kollege in einer unserer Intervisionen. Stimmt, es kann passieren, dass ein Gespräch sich zu einem Coaching wandelt und so klärend für die andere oder den anderen ist, dass es zum Impuls Coaching wird.
Coaching ... Impuls-Coaching
So bezeichne ich ein Gespräch, in dem ein Coaching stattfindet: einmal. Für den oder die andere sind ihre Reflexionen und Erkenntnisse in diesem Gespräch so erhellend, dass sie allein weiter gehen können. Coaching in Bestform, denn
Coaching ist, einen Menschen oder eine Gruppe von Menschen auf der Basis eigener fachlicher, methodischer und sozialer Kompetenzen darin zu unterstützen, ein privates oder berufliches Ziel zu beschreiben und in einem umschriebenen Zeitraum zu erreichen oder ein Scheitern zu erkennen, anzuerkennen und Alternativen zu entwickeln. Coaching zielt auf die berufliche und persönliche Weiterentwicklung ab und ist eine Fortbildung des Klienten. Beide, Klient und Coach, lernen von- und miteinander.
(Buch Menschen, 2017, S. 154
Ein Impuls-Coaching kann geplant oder ungeplant entstehen. Mein Kollege sprach in unser Intervision mit einen einem leicht vorwurfsvollen Unterton, weil ich wieder einmal für solche hochwertige und wertvolle Arbeit kein Honorar in Rechnung gestellt hatte und das gleich dreimal innerhalb weniger Wochen.
Interkollegiale Intervision
Dies ist ein Baustein der Qualitätssicherung der Arbeit einer Coach, eines Therapeuten, einer Ärztin, eines Pädagogen und Menschen in weiteren Berufen, in denen ihnen Menschen anvertraut sind. Intervisionen folgen den gleichen Anforderungen und Vorgehensweisen wie Supervisionen, nur das hier Kolleginnen und Kollegen ungefähr gleicher Erfahrungs-, Ausbildungs- und Reifestufe einander gegenseitig unterstützen. Supervision und Intervision kann als Arbeit zu zweit oder in Gruppen erfolgen.
In der von einem Supervisor geleiteten Gruppensupervision bearbeiten Gruppen von acht bis zwölf Menschen in regelmäßigen Treffen ihre Beziehungen zu Klienten, Angehörigen und Kollegen und klären ihre Gefühle, ihre Einstellungen und ihr weiteres Vorgehen. Supervisoren kommen in der Regel nicht aus der Einrichtung, sondern sind Externe. Verschwiegenheit, Respekt und Empathie sind zentrale Bestandteile der Arbeit einer Supervisionsgruppe. Die Treffen finden in zwei- bis vier- oder achtwöchigen Abständen statt und dauern ungefähr zwei Stunden. Pro Treffen bearbeitet die Gruppe in der Regel einen Fall, den eines der Mitglieder vorstellt.
(Buch Menschen, 2017, S. 176)
Mein Kollege und ich haben geschaut, ob ich es schon mal anders gemacht habe und ein Honorar angesprochen habe, und wie sich meine Klienten damit gefühlt haben. Zunächst etwas dazu, wie es schiefgehen kann.
Ins Coaching rutschen
Das Vertrackte an der Arbeit einer Coach ist ähnlich wie bei Ärzten, dass Menschen diese beiden gerne um Rat fragen und um Empfehlungen und Unterstützung bitten.
Als Ärztin bin ich es gewohnt, hier und da Empfehlungen auszusprechen und natürlich in akuten Fällen und Notfällen unmittelbar tätig zu werden. Das ist okay und ich tue es gerne. Doch als Coach kann ich Fragen zur Karriereentwicklung, Internetauftritten und digitaler Kompetenz, Fragen zu Buchführung und Honorargestaltungen eher nicht in Kurzform beantworten. Es entsteht eine Dialog und schon sind wir mittendrin in einem Beratungs- und Coachinggespräch.
Unmittelbar danach frage mich: wie bin ich da wieder reingerutscht? Die Gratisklientinnen merken es auch. Die meisten bedanken sich nach ein paar Wochen und berichten, was sie gemacht haben; beispielweise gestalten sie Honorarforderungen neu; oder sie wissen, welche nächsten Schritte sie in ihrer betriebswirtschaftlichen Weiterbildung machen müssen, um ihr Unternehmen aufzubauen; oder sie erkennen, dass sie sich derzeit eher psychosozialen Fragen als kaufmännischen Belangen in ihrer Freiberuflichkeit widmen wollen.
Das freut mich für sie. Doch wie kann ich es besser machen, so dass auch ich als Coach für meine Arbeit ein Honorar erhalte? Die Aufforderung meines Kollegen lautete in unserer Intervision: "Erzähle mir von Beispielen, in denen du es hinbekommen hast."
Eine Grenze ziehen
Die Antwort ist leicht, wenn jemand auf mich zukommt. Vor etlichen Jahren rief ein Bekannter mich an und fragte: "Christa, kennst du dich mit Arbeitsrecht aus?" - "Hm, ja, ein wenig, es kommt auf die Frage an." Er stellt mir die Frage und meine Antwort lautete: "ich kann dir deine Frage beantworten, doch damit fange ich an zu arbeiten." - Er: "Okay, was ist dein Stundensatz?"
Das war mir bis dahin noch nicht passiert. Nach einer kurzen Verblüffung nannte ich ihm einen Stundensatz. Seine Frage hatte bereits gezeigt, dass wir einige Male darüber würden sprechen müssen. Also verabredeten wir den Stundensatz und eine monatliche Abrechnung über die angefallenen Zeiten. Und dann stiegen wir unmittelbar in die gemeinsame Arbeit ein. Damit entsprachen diese zwei Minuten der Klärung dem Vorgespräch zu einem Coaching.
In einem Vorgespräch klären Coach und Klient die Rahmenbedingungen, wie Ablauf, Vergütung, angewendete Methoden und vor allem Themen und Ziel(e) dieses Coachings. Das Vorgespräch dient dem gegenseitigen Kennenlernen. Coach und Klient müssen zueinander passen. Vertrauen muss sich entwickeln. Kurze Sondierungsgespräche sollte ein Coach nicht in Rechnung stellen. Längere Gespräche, in denen Klient und Coach neben den Rahmenbedingungen auch in das Thema einsteigen, sollten nicht honorarfrei erfolgen.
(Buch Menschen, 2017, S. 165)
Eine Anmerkung zum Stundensatz und zum Honorar: die Höhe richtet sich nach dem Klienten. Mehr dazu im Buch Beraten (2017, S. 127 ff).
Mein Kollege in der Intervision fragte mich dann: "Und warum machst du das nicht öfter?" Gute Frage. Was hält mich davon ab? Oftmals stehen Menschen sich selbst im Weg. In meinem Fall gibt es mehrere Gründe. Als Ärztin bin ich es gewohnt, Menschen "einfach so" meine Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. Das ist so tief verankert, dass es schwer ist, inne zu halten und zu sagen: Stop, jetzt fange ich an zu arbeiten, wir müssen festlegen, was ich dafür von dir/von Ihnen bekomme, was es Ihnen wert ist. Ein weiterer Grund liegt in den Themen selbst. Menschen unterhalten sich nicht nur mit Coaches und Beratern über Karriere, Unternehmensführung und psychosoziale Probleme, sondern auch mit Kolleginnen und Kollegen oder Bekannten aus Netzwerken und Veranstaltungen. Also muss ich wach und diszipliniert in solchen Begegnungen sein und meinen Wunsch, andere zu unterstützen ein wenig kanalisieren, innehalten.
Einen Weg haben mein Kollege und ich gefunden. Ich sage nun, wenn solche Themen auftauchen, dass dies Arbeit ist und stelle den Menschen frei, das Thema zu wechseln oder, dass wir uns über die Gestaltung einer Geschäftsbeziehung unterhalten müssen. Das funktioniert recht gut. Es gibt so viele schöne Themen jenseits der Arbeitswelt. Wenn es nicht klappt, der andere also weiter macht, kann ich das Gespräch beenden. Wunderbar ist es natürlich, wenn der andere so reagiert, wie der Bekannte vor einigen Jahren und wir eine angemessen honorierte Zusammenarbeit beginnen.
Und als Ärztin, die hier und da andere unterstützt, habe ich gute Erfahrungen gemacht. In fast jedem Hafen habe ich immer mal wieder eine Flasche Wein im Cockpit gefunden, wenn ich von einem Landgang zurückkam. Honorare in Naturalien gibt es also auch.
Christa Weßel, 26 Dezember 2022
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