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Souverän selbst-ständig

 

Kreative Arbeiten wie Songs oder Hörbücher zu produzieren als Tonexperte und als Autorin sind etwas sehr Schönes (blog 27 Mai 2022). Doch auch wir "Kreativen" müssen Butter und Brot im Auge behalten und das Betreiben eines Unternehmens - und sei es eine one-(wo)man-show - beherrschen. 

 

Worauf kommt es dabei an? Worauf sollten Neulinge in diesem Feld besonders achten? Diese zwei Fragen begegnen mir als Coach in meiner Arbeit mit Menschen, die in die Selbständigkeit gehen, immer wieder. Um dies zu beantworten, sind wiederum Fragen hilfreich. 

 

Was kann ich selbst machen?

Was können nur andere für mich tun?

 

Selbst sollte mensch die Hoheit über seine Finanzen haben, sprich: Was gebe ich wofür aus? Was nehme ich wann wie ein? Stichworte: Buchhaltung, Controlling, Steuererklärungen.

 

Außerdem muss mensch sich gegen Einiges absichern:

 

a) selbst auszufallen durch Krankheit

b) zu alt zum Arbeiten zu werden

c) Equipment (Geräte und Raum) nimmt Schaden durch Diebstahl, Brand, Flut et cetera

d) selbst einem Kunden oder anderen Schaden zuzufügen durch technische Fehler et cetera

 

Also geht es im Folgenden um Versicherungen und um Buchhaltung, Controlling, Steuererklärungen.

 

Versicherungen

Kranken- und Rentenversicherung

Irgendwann werden fast alle Menschen krank und irgendwann werden fast alle Menschen alt. 

 

Wichtig für Künstler ist die Künstlersozialkasse (KSK)

 

... Sie sorgt mit der Durchführung des Künstlersozialversicherungsgesetzes (KSVG) dafür, dass selbständige Künstler und Publizisten einen ähnlichen Schutz in der gesetzlichen Sozialversicherung genießen wie Arbeitnehmer. Sie ist selbst kein Leistungsträger, sondern sie koordiniert die Beitragsabführung für ihre Mitglieder zu einer Krankenversicherung freier Wahl und zur gesetzlichen Renten- und Pflegeversicherung. Selbständigen Künstlern und Publizisten steht der gesamte gesetzliche Leistungskatalog zu. Sie müssen dafür aber nur die Hälfte der jeweils fälligen Beiträge aus eigener Tasche zahlen, die KSK stockt die Beträge auf aus einem Zuschuss des Bundes (20 %) und aus Sozialabgaben von Unternehmen (30 %), die Kunst und Publizistik verwerten. Welchen Monatsbeitrag ein Künstler/Publizist im Einzelnen an die KSK zahlt, hängt von der Höhe seines Arbeitseinkommens ab. ...

(https://www.kuenstlersozialkasse.de/die-ksk/die-kuenstlersozialkasse.html - 08 Juni 2022)

 

Auf den Seiten der KSK und kurz und im Überblick auf Wikipedia ist erläutert wer wann und wie Mitglied in der KSK werden kann. Empfehlung an alle Kreativen: dran denken, prüfen und tun, falls Sie die Zugangskriterien erfüllen.

 

Equipment: z.B. Inhaltsversicherung

Diebstahl, Brand, Flut, ... im Büro, im Studio, im Atelier. Und nun?

 

Gewerbetriebe können sich mit einer Inhaltsversicherung gegen finanzielle Verluste durch Schäden an ihrer Betriebseinrichtung, Waren und Produkten schützen. Hier ist - wie bei allen Versicherungen - gut darauf zu achten, in welchen Fällen und wie viel. Interessant ist sicher auch herauszufinden, ob zum Beispiel Computer oder Instrumente geschützt sind, wenn Sie zu einem Kunden oder Geschäftspartner fahren - vergleichbar mit dem Fahrrad in der Hausratversicherung. 

 

Schäden anderer: Haftpflichtversicherung

Vielleicht kennen Sie den Satz "einem nackten Menschen holt man nichts aus der Tasche". Darum ist es für Kunden wichtig zu wissen, dass ein Betrieb eine Haftpflichtversicherung hat, die für Schäden aufkommt. Denn ein junges Unternehmen hat nicht unbedingt die finanziellen Ressourcen, Schäden zu ersetzen.

 

Wichtig in Zeiten des Internet 4.0 ist, an Cyber Sicherheit zu denken.

 

Und insgesamt: Beratung durch Experten

Also ist es wichtig, sich kundig zu machen, z.B. durch Recherchen im Netz, sich gut von jemandem beraten zu lassen, der Ihnen nicht alles an Versicherungen verkaufen möchte, was denkbar ist, und dann klug auszuwählen.

 

Buchhaltung, Controlling, Steuererklärungen

Ein Kernmerkmal von Souveränität ist Wissen. In unserer Kultur bedeutet dies zum Beispiel, die Hoheit über seine Finanzen zu haben, sprich zu wissen: Was gebe ich wofür aus? Was nehme ich wann wie ein?

 

Wenn Sie wissen, wohin Ihr Geld geht und woher es kommt, können Sie es steuern. Sie können zum Beispiel Entscheidungen treffen, wann Sie wieviel für was ausgeben: "Das neue Notebook dieses Jahr oder erst im nächsten Jahr?" - "Das Firmen-Fahrrad als normales Fahrrad oder eBike?" - "Smartboard oder Kreide-Tafel?"

 

Es ist ziemlich einfach. In einem Tabellenkalkulationsprogramm, z.B. Excel, eine Tabelle mit Einnahmen und eine mit Ausgaben. Die sollten Sie nach den Kategorien ordnen, die für die Einnahme-Überschuss-Rechnung in der Steuerklärung gelten, zum Beispiel Fremdleistungen Waren und Dienstleistungen, Telekommunikation, Beiträge, Gebühren, Abgaben und Versicherungen, Arbeitsmittel (zum Beispiel Bürobedarf, Porto, Fachliteratur), Fahrtkosten, et cetera ... Sortieren Sie die digitalen, bzw. digitalisierten (Scan) Belege in entsprechende Ordner auf der Festplatte und denken Sie an die Datensicherung auf einer externen Platte und auch in einer geschützten Cloud.

 

Tragen Sie in den Tabellen unmittelbar (sprich am selben oder folgenden Tag) Ihre Ausgaben und Einnahmen ein. Einmal im Monat, spätestens alle drei Monate sollten Sie schauen, woher und wohin Ihre Gelder gehen. Falls Sie Umsatzsteuer-pflichtig sind, fallen einmal pro Monat oder auch quartalsweise Umsatzsteuervoranmeldungen an. Und einmal im Jahr sind sie fällig, die Steuererklärungen: Einnahme-Überschuss-Rechnung, Gewerbe-, Umsatz- (es sei denn Sie sind (noch) nicht UST-pflichtig), Einkommenssteuer. 

 

Damit komme ich zu meiner Lieblings-Buchhaltungs-Anwendung, die eigentlich eine Steuererklärungs-Anwendung ist: elster.de

 

Gestern habe ich das Kapitel "Eine gar nicht diebische Elster" aus dem Buch Sozioinformatik im Tonstudio gelesen (auf Englisch auch hier im Blog vom 14 Jul 2018). Darin erzähle ich, wie elster.de entstand, dass es auch Privatpersonen und Geschäftspersonen nutzen können. Sprich: Sie können einen Steuerberater beauftragen. Sie können es auch selbst tun! Souverän selbstständig. 

 

Dazu brauchen Sie natürlich Kenntnisse in der Buchhaltung und in der Durchführung einer Steuererklärung. Die gute Nachricht ist: elster.de erklärt sehr viel sehr gut, meldet Fehler und zeigt, wo und wie Sie sie beheben können und müssen. Außerdem gibt es in Büchern und im Internet viel gute Literatur und - das Wichtigste:

 

Finanzbeamte dürfen nicht beraten, aber sie dürfen Fragen beantworten. 

 

Greifen Sie also Äußersten - ganz nach dem Motto der Lesung & mehr am 16 Juni im Salon7. Hier: zum Telefonhörer. In jedem Bescheid und Anschreiben des Finanzamtes gibt es eine Telefonnummer. Dort erreichen Sie die Menschen, die für Ihre Steuererklärung zuständig sind.

 

Wie zeitaufwändig sind eigentlich Buchhaltung und Steuererklärungen? Wie bei allem, gibt es auch hier eine Lernkurve. Ich bin mittlerweile nach etlichen Jahren bei ungefähr fünf Stunden pro Monat plus zehn bis zwanzig Stunden für die Steuerklärungen jeweils im Frühjahr. (Es war anfangs deutlich länger.)

 

Und wenn Sie Zweifel haben: lassen Sie sich beraten und vertrauen dann auch wieder auf Ihr eigenes Urteilsvermögen und Können.

 

Der Kern bleibt

Gestern Abend war es nach vier Terminen und insgesamt vierzehn Stunden geschafft: ungefähr 160 Seiten des Buches und - so die Idee - bald Hörbuches Sozioinformatik (nicht die Quellen und die Stichworte). Also hatten wir das vom Ton-Experten angestrebte Minimum von zehn Seiten pro Stunde leicht übertroffen. Es waren gute vier Spätnachmittage und die ersten Hörproben der von Jabbo bearbeiteten Aufnahmen lassen Gutes erwarten. In zehn Tagen wollen wir uns erneut im Boxenstop Tonstudio treffen (blog 27 Mai 2022). Der eine oder anderen Satz erfordert vielleicht ein erneutes Lesen. 

 

Das Schöne ist: das Kreative bleibt das Kerngeschäft, ob es die Produktion von Songs oder Hörbüchern ist oder das Schreiben von Büchern & Blogs. Coachen und Beraten finde ich auch sehr kreativ. Kreativ zusammen mit Klienten. 

 

Christa Weßel - Mittwoch, 08 Juni 2022

 

Lesestoff

Blogrubrik Organisationsentwicklung : auch ein ein-Mensch-Unternehmen ist eine Organisation.

 

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