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Andocken ... Impfpunkte in der Pandemie

In Deutschland ist die Welle der Omikron-Variante im Verlauf der Corona-Pandemie im vollen Gange. Aufrufe sich impfen zu lassen - zum ersten, zum zweiten und zum dritten Mal, sprich boostern - sind seit Monaten Alltag in Nachrichten und Medien. Nach dem Schließen der Impfzentren im Oktober - wieso das?! vor dem Herbst?! - gibt es in zahlreichen Städten und Gemeinden Impfpunkte und Impfmobile plus das unermüdliche Engagement zahlreicher Praxen und Organisationen. Auch die Phantasie hat Einzug gehalten: Kaffee & Corona und anderes. Und da ist noch mehr zu tun ...

 

 

Freitagmittag in Oldenburg

Auch ich war wieder dran - zum Dritten - und mein Eindruck ist: Impfpunkte sind wunderbar, deutlich angenehmer als riesige Messehallen. Die Menschen im Impfpunkt habe ich entspannter erlebt als in den großen Hallen und es ging sehr flott. 

 

Zuvor: Montagmittag, 10 Jan, Anruf bei der zentralen Nummer für die Impfpunkte. "Welchen Impfpunkt möchten Sie? Schlosshöfe oder Wechloy?" - "Beides passt." - "Dann kann ich Ihnen Freitag, den vierzehnten, um 13:50 anbieten." - "Prima, danke."

Freitagvormittag: aktuellen Aufklärungsbogen beim RKI herunterladen und per Kopieren und Einfügen die Angaben aus dem Bogen vom August übernehmen und ergänzen, ausdrucken. 

 

13:00 Auf's Rad und los zu den Schlosshöfen, einem der vier [heute, 17 Jan 2022, ist einer hinzugekommen] Impfpunkte in Oldenburg.

13:10 Schlossplatz Container Corona-Tests. Ein junger vermummter Mann plaudert mit einer jungen Frau. Sie schauen als ich herangeradelt kommen. "Moin, und wo ist der Impfpunkt?" - "Hier um die Ecke, Haupteingang und dann sehen Sie da schon die Schlange." - "Danke."

13:15 Rechts gleich neben der Apotheke (dazu später mehr) das Ende der "Schlange". Es geht zügig. 

13:20 Freundliche Begrüßung durch den jungen Mann, der die Temperatur misst und erläutert, wo ich wozu andocken soll. Er hat natürlich gesagt, wo ich hingehen soll.

Station (a) ausgefüllten Aufklärungsbogen, Personalausweis und Impfbuch vorlegen.  Station (b) Impfbereich, warten auf die Einweisung durch Mitarbeiter Nummer drei in eine Kabine. Kein Warten. 

13:25 Mit dem Impfarzt in die Kabine. Freundliches Plaudern. "Haben Sie noch Fragen?" - "Ja, wie steht es um die Kreuzimpfung, zuerst Bayontec und dann Moderna?" - "Erste Studien zeigen, dass eine Kreuzimpfung für den Impfschutz sogar förderlich sein kann." Wie die Ärztin der ersten Impfung im August und der Arzt der zweiten Impfung im September arbeitet auch dieser Arzt auf Honorarbasis als Impfarzt. Die Ärztin, pensionierte Allgemeinmedizinerin, die beiden Ärzte Anästhesisten in der Klink. "Sandmännchen" haben wir sie liebvoll-respektvoll in der Kinderchirurgie genannt. Diese beiden konnten auch etwas mit dem Titel anfangen. 

13:30 Die Impfdame, dieses Mal eine Hebamme. Wie die beiden zuvor, prima. Angenehmes plaudern, prima Stich und noch zwei Minuten, einfach um zu sehen, ob gleich eine Impf-Reaktion kommt. Kam nicht.

13:35 Ruhebereich, weiterhin alles gut. Das Kommen und Gehen der Co-Impflinge und der guten Geister des Impfpunktes betrachten. 

14:00 Check out: Abmelden und noch mal der freundliche Hinweis: "Das digitale Zertifikat können Sie sich in der Apotheke ausdrucken lassen."

 

Da ist sie, die Apotheke, gleich nebenan: Zertifikat ausdrucken lassen und Impf-Badge bestellen. Okay, er kostet knapp zehn Euro, aber: Es gibt Zeiten und Gelegenheiten und Lebensweise, da ist mensch ohne Strom und / oder Smartphone unterwegs. Zur Apothekerin: "Dieser Ausweis wird bald wichtiger als der Personalausweis." - "Oh ja, das glaube ich auch." 

 

14:15 nach Hause radeln, mit Milch-Café und Gebäck das Power-Couching starten. Ausruhen am Freitag und am Samstag und nun ist alles wieder klar. 

 

Doch natürlich gibt es Fragen.

 

Impfen?

Ein Auslöser, Corona ... eine Quellensammlung ausführlich zu aktualisieren, war, die Situation der Bevölkerungsgruppen zu betrachten, die wir besonders im Auge haben müssen. Eine dieser Gruppen sind arme Menschen: blog 12 Jan 2022. Da ist noch viel mehr.

 

Mit folgenden Fragen ging es los:

 

... betrachtet jeweils für Oldenburg, Deutschland, EU und weltweit

  • Wie sind derzeit die Infektionslagen? 
  • Wie steht es um die Ausbreitung von Omikron? (bspw. ist hier in D die Welle im Gange, in Polen beginnt sie erst)
  • Wie ist derzeit die Impfsituation? 
  • Hilft der "alte" Impfstoff gegen Varianten? Falls ja, in welchem Ausmaß?
  • Wie ist die Stimmung und Haltung zur Pandemie, zu AHA-L und zur Impfung in der Bevölkerung?
  • Was spricht für eine Impfpflicht der gesamten Bevölkerung ab 18 Jahre? Was spricht dagegen?
  • Welche Alternativen gibt es?
  • Wie lässt sich eine Impfpflicht für Teile oder die gesamte Bevölkerung ab 18 Jahre um- und vor allem durchsetzen? 
  • Wie mit Impfgegnern umgehen? Wer geht wie mit ihnen um? Welche Behörden, welche Maßnahmen?
  • Welche logistischen, rechtlichen und digitalen Maßnahmen sind erforderlich?
  • Wie steht es um Wohl des Einzelnen, der Bevölkerung und Aufwand und Nutzen?
  • Wie könnte eine Impfpflicht für Teile der Bevölkerung aussehen? 

Einen Start gab es in Deutschland mit den Angehören der Bundeswehr ab 24 November 2021 und im Gesundheits- und Sozialwesen ab 15 März 2022 (Infektionsschutzgesetz: § 20 a IfSG). 

  • Aber was ist mit den weitern Bereichen der kritischen Infrastruktur? 

Polizei, Feuerwehr, Trinkwasser, Abwasser, Strom, Gas, Müll, Internet und Datenservices, Telefon, Mobilfunknetze
plus öffentlicher Transport (Personen und Güter), Finanzen, Industrie wie Chemie und Kernkraft.

 

Bevor ich ausführlicher in die Recherche zu möglichen Antworten gehe, kann ich jetzt schon sagen, wofür ich mich derzeit ausspreche.

 

Auf jeden Fall

Impfen und zwar zunächst als Impfpflicht für die Angehörigen der kritischen Infrastruktur. Dann für Menschen, die in pädagogischen Bereichen arbeiten (Schulen, Hochschulen, Akademien et cetera). 

 

Vorbild sein und kommunizieren, immer wieder. Dies bedeutet auch AHA-L. 

 

In meinen Augen ist es beispielsweise sinnlos, einerseits Masken zu tragen und sich dann zusammen zum Essen hinzusetzen in großen Gruppen, seien es Schulen oder Restaurants oder was auch immer, wenn Impf- und Testsituation unklar sind. 

 

Impfgegner akzeptieren. Aus dem Fence-Sitter Modell (Weßel 2017 II & III) wissen wir, dass es stets unabhängig vom Thema 15 % absolute Gegner gibt, 5 % sind Befürworter und 80 % sind unentschieden. Also sind Impfquoten von 80 % und mehr machbar: indem wir die Unentschiedenen gewinnen.

 

Die Impfgegner müssen wir anhören, im Auge behalten und damit leben. Und wer weiß, vielleicht werden einige Gegner zumindest zu Unentschlossenen, die wir gewinnen können: durch Dialog.

 

und außerdem

müssen wir die, wie es im Fachjargon heißt, vulnerablen, also verletzlichen Gruppen im Auge behalten und ihnen besonders Aufmerksamkeit und Maßnahmen widmen.

 

Dies sind vor allem Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und dann auch alte Menschen und - soweit nicht bereits in diesen Gruppen - Menschen, die unsere Sprache nicht oder nur in geringem Maß sprechen und verstehen, plus arme Menschen. 

 

In dieser Reihenfolge. Ich bin jetzt Ende fünfzig, gehöre zu keiner dieser Gruppen und hatte bislang ein gutes Leben: Jugendliche vor der HIV-Ausbreitung, Parties, Reisen, Lernen, Arbeiten ganz entspannt. Ähnliches gilt für die meisten meiner Generation. Achtzig Prozent der Erwerbstätigen hatten im ersten Jahr der Pandemie _keine_ Einkommensminderung. Also müsste bei denen, die gut durch die Pandemie kommen, genug Kraft und hoffentlich auch Willen vorhanden sein, Kindern, Jugendlichen und Co zur Seite zu stehen und Türen zu öffnen.

 

Zum Beispiel Türen von Schulen, Hochschulen und Räumen und Orten, in denen sie einander begegnen können, miteinander lernen und auch einfach mal wieder richtig feiern ...

 

Christa Weßel - Sonntag, 16 Jan 2022

 

[CW 17 Jan 2022 10:30: Zahlendreher zu den Fence-Sittern korrigiert & 17:00: es gibt seit heute vier Impfpunkte in OL.]

 

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