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Kiss in Oldenburg

Nicht die Band, sondern die englische Abkürzung für "Mach es einfach". (Den Dummkopf in "keep it simple, stupid" lasse ich weg. Einfach machen ist alles andere als dumm.) Die Betonung können Sie wählen. Sowohl auf "mach" als auch auf "einfach" ergibt es jeweils einen Sinn. 

 

Vorhin (ungefähr um 14:00) lautete eine Frage auf NDR Info an die Zuhörenden in etwa: "Was tun Sie für den Klimaschutz in Ihrem Alltag?" Eine Journalistin hatte Telefonstimmen mit ins Studio gebracht. Ich war gerade dabei, die Markteinkäufe zu verstauen. Stimmt, es ist einfach und macht einfach Spaß, vor allem - so meine Erfahrung in den vergangenen sechs Monaten - in Oldenburg. Allerdings braucht es dazu Zeit und Gelegenheit. Ein Motto ist dabei "think globally, act locally" (blog 22 Apr 2017 Think globally). Vor Ort tun - tut dem Planeten gut. "Tuten tut ein Auto", sagte unsere Grundschullehrerin, wenn wir es mal wieder mit dem Tun in unseren Aufsätzen übertrieben. Auto, da war doch was.

 

Mobil: zu Fuß, per Rad, per Bahn und - mit dem Auto

Dazu braucht es kein eigenes Auto, jedenfalls wenn Sie in einer Stadt leben, die ich als sehr Fahrrad-freundlich empfinde, und in der Nähe einkaufen und an Kultur & Co teilnehmen können. Gerne Bahn zu fahren ist ein weiterer Punkt. Und falls ich dann doch einmal ein Auto brauche, um etwas zu transportieren, gibt es Mietwagen. Vor Ort hier in Oldenburg ist mir auf einem meiner "Fahrradtour-Kringel" (blog 07 Okt 2021 Fischzug) eine Autovermietung begegnet. Auf dem Weg von der Hunte Richtung Innenstadt stutzte ich auf dem "Damm" (Straßenname): Was ist das für eine interessante Architektur? War das mal eine Tankstelle in den 1950er Jahren? Steht sie unter Denkmalschutz? Frage zwei und drei beantwortete mir Frau Pranger ungefähr eine Woche später am Telefon mit "Ja". 

 

Denn ich brauchte für eine Woche ein Auto und war hocherfreut über diese kleine, kompetente und kundenfreundliche, komfortable, lokale Autovermietung Pranger. Der Schwerpunkt liegt auf Transportern, Anhängern, Arbeitsbühnen und Bussen. Doch, sie haben zwei PKWs. Als ich sagte, dass ich ein Boot für den Winter leer räumen muss, meinte Frau Pranger: "Nehmen Sie auch die Polster und Matratzen heraus?" - "Nein." - "Dann genügt der PKW." Wie schön, ich musste nicht lange erläutern. Sie wusste, wovon ich sprach. Das Auto war prima, die Übergabe ebenso und die Rückgabe bequem und einfach: da ich nicht zu den Frühaufstehern gehöre, war ich erfreut, den Wagen am Vorabend auf dem Gelände abstellen und Papiere und Schlüssel in einem Briefkasten werfen zu können (einen Schlüssel für das Vorhängeschloss hatte ich mit dem Autoschlüssel erhalten).

 

Und da es mit dem gefühlten Umzug (ein Boot winterfest zu machen ist ein kleiner Umzug) so gut lief, konnte ich das schöne Herbstwetter am Wochenende für eine Erkundung der weiteren Umgebung Oldenburgs nutzen. Das ist zwar nicht ganz öko, aber bis zum Jadebusen ist es mit dem Rad doch etwas weit. Allerdings: es gibt eine Regionalbahn Richtung Wilhelmshaven und ich habe mir Stellen gemerkt, an denen ich mit meinem Rad aussteigen möchte. 

 

"Sie müssten dann nur noch mal vorbei kommen, damit wir die Abschlussabrechnung machen können." Das habe ich heute gemacht, und dann ging es von der Autovermietung zum Markt auf dem Markt am Rathaus. 

 

Total lokal ...

und Papier statt Plastik-Verpackungen plus sich zu Lebensmitteln beraten lassen und probieren, welche Trauben, welches Brot und welcher Käse wie schmeckt. Das geht auf einem Wochenmarkt. Ein weiterer Vorteil - nicht nur, aber vor allem in Pandemie-Zeiten: offen Luft. Märkte sind Open-air-Veranstaltungen und, wenn Sie das Gefühl haben "Oh, das ist hier nicht genug Abstand", können Sie ja eine Maske aufsetzen. Zu den Zeiten, an denen ich bislang auf dem Markt war, haben die Menschen aufeinander Rücksicht genommen. 

 

Im  August war es der Bauernmarkt am Freitag gewesen (blog 15 Aug 2021 Begegnungen) und im Oktober der "ganz normale" an einem Dienstag mit dem ersten Apfel-Cocktail. Die Qual der Wahl. So viele schöne Apfelsorten, fast alle aus dem Alten Land (mehr dazu zum Beispiel bei Wikipedia), am Stand von Obst- und Blumenhandel H. Löhden aus Petersfehn. "Natürlich können Sie auch von mehreren Sorten einen oder zwei nehmen. Ich mach dann einen Mischpreis." Dies meinte der freundliche Mensch im Oktober und heute fand seine Kollegin das auch ganz normal. Lecker. 

 

Auch die anderen Obst-, Gemüse, Käse-, Fleisch- und Brotstände sind ganz wunderbar. (Das Hauptbild zeigt zwei Beispiele.) Für Brot und Gemüse will ich am Freitag hier auf den Bauernmarkt oder am Donnerstag oder Samstag hier auf den Rathaus- oder auf den Pferdemarkt-Markt. 

 

Und damit komme ich zum Thema Zeit und Gelegenheit. So, wie ich derzeit arbeite, kann ich ohne weiteres vormittags oder am frühen Nachmittag zum Markt fahren. Was ist mit den Menschen, die zu den Marktöffnungszeiten an einem bestimmten Ort arbeiten? Sollen die alle am Samstag kommen? Vielleicht haben sie ja am Wochenende auch noch etwas anderes vor. 

 

... und mediteran? Oder weihnachtsmärktlich?

Traditionell fangen Marktleute morgens früh an und hören am frühen Nachmittag auf. Nur der Bauernmarkt hat am Freitag bis 18 Uhr geöffnet. Vielleicht lässt sich das ja auch an einem weiteren Tag ein wenig erweitern oder nach hinten verlagern. Das geht auch im Winter. Weihnachtsmärkte machen es vor. 

 

Dann können auch Menschen in den Genuss eines Markteinkaufs kommen, die zu den früheren Zeiten nicht können. Und sie können sagen und tun: "Ja, ich auch: mach es einfach."

 

Christa Weßel - Dienstag, 02 Nov 2021

 

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