in Oldenburg
Die Druckfahnen für "Refugium" Version 0.2 sind bei der Druckerei und in Arbeit. Also ein guter Tag, eine weitere Bibliothek in Oldenburg zu erkunden. Außerdem ist Weltkindertag. Sollte in meinen Augen ein Feiertag sein. Mache ich also einen daraus. Wieder entstand ein Stadtspaziergang. Wieder gab es Begegnungen und Gespräche. Und ein Geschenk gab es auch.
Universitätsbibliothek
der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg [1]. Zehn Minuten mit dem Fahrrad schräg durch Oldenburg und schon war ich mitten auf dem Campusgelände. Vorlesungsfreie Zeit. Wenig los auf dem Campus. Pandemiezeit nur an den routinierten Griffen zu den Masken zu erkennen, wenn Menschen die Gebäude betreten - und später ebenso routiniert gleich wieder absetzen. Alle außer mir, denn ich war mit Taschen und Karton beladen. Maske herunter erst am Fahrrad.
Nach der Stadtbibliothek und der Landesbibliothek ist auch diese Bibliothek ein Genuss. Die Architektur, das reiche Sortiment, der gute Einführungsfilm auf youtube [2] und vor allem natürlich die Bibliothekare. Mit sechs von ihnen habe ich während der knapp drei Stunden dort gesprochen. Natürlich unter anderem über "The Day after Tomorrow" und ihre Rolle darin (15 Aug 2021 Begegnungen), über die Eltern der Sozioinformatik, unter anderem Bibliothekswissenschaftler (im gleichen Blog), und zwei kannten auch die Philologische Bibliothek der Freien Universität (17 Dec 2018 70th anniversary Freie Universität). Sie waren von deren Architektur ebenso begeistert wie ich.
Ein Anlass meines Besuches war, Bücher von Jane Austen und Virginia Woolf auszuleihen (11 Aug 2021 Schön schreiben) und einmal zu schauen, wie es in den Buchregalen der Soziologie und der Sozialwissenschaften aussieht. Zu letzteren gehören ja - wie viele, aber noch nicht genug Ökonomen wissen - auch Betriebs- und Volkswirtschaftswissenschaften. Es geht um Menschen. Geld ist ein Zahlungs_mittel. Unmittelbar tauchte der Wunsch auf, in die Uni-Bib einzuziehen. So viele, so wunderbare Bücher auf so schönem Raum. Browsen und surfen in Hardware, den Büchern. In der Soziologie habe ich ein Geschenk für mich gefunden [3]. Abgesehen davon, dass dies ein Buch ist, das eine Aufnahme in die persönliche Bibliothek einer Organisationsentwicklerin verdient hat, müsste ich tatsächlich Tage in der Uni-Bib verbringen, bis ich diesen Prachtband durchgelesen hätte. Es darf nicht ausgeliehen werden. Und ich möchte sicher öfter einmal wieder hineinschauen.
Nach knapp drei Stunden schauen, fotografieren, plaudern und lesen war es weit über die Mittagszeit hinaus. Pizza? Pizza.
"Nein, leider können Besucher noch nicht unsere Mensa nutzen." (an anderen Unis, bspw. der FU Berlin kann ein Nicht-an-dieser-Uni-Mensch Gastkarten erwerben. Kommt also vielleicht irgendwann in Oldenburg auch.) Und noch ein Nein: "Es gibt seit Ende letzten Jahres keine Buchhandlung mehr auf dem Gelände. Sie war im Eingangsbereich der Mensa, aber es kam ja niemand mehr." Ein Pandemie-Opfer (15 Aug 2021 Begegnungen). Die Bibliothekarin nannte mir drei Buchhandlungen, die sie schätzt. Es wurde eine vierte. Nach der Pizza. Also mit dem Rad wieder gen Innenstadt. Wieder die "Oldenburger zehn Minuten", wie ich die meisten Wege per Rad hier nenne und ich landete in der Altstadt. Nettes Plaudern mit der Dame am Nachbartisch. (Das hatte ich doch schon mal?! 07 Jul 2021 Durchatmen in der Pandemie) und frisch gestärkt ging es auf Buchhandlungssuche. Gefunden.
Buchhandlungen & Film- und Hörbuch-Bibliotheken
Buchhandlung Isensee. Klein (scheinbar, s.u.), freundlich und - wie mir meine zweite Tischnachbarin des Tages später berichtete - wohl sortiert und versiert: "Ist auch 'meine' Buchhandlung." Ich hatte mit dem Begrüßungssatz das Geschäft betreten: "Ich bin neu in der Stadt, komme gerade aus der Unibibliothek, möchte ein Buch bei Ihnen erwerben, das ich dort nicht entleihen darf, und finde, dass eine Stamm-Buchhandlung zum Lebensgefühl gehört." Nein, ein Satz war das nicht im Gespräch mit dem Buchhändler.
Wir waren auch schnell beim Thema Buchpreisfindung, denn für den Print on Demand des Oxford Handbook erhält er nur fünf Euro bei einem Buchpreis von 60 Euro. Aha? Üblicherweise erhalten Buchhandlungen ungefähr fünfundzwanzig Prozent des Buchpreises als Rabatt. Er bestellt es trotzdem für mich: "Weil ich möchte, dass Sie wiederkommen." Und er hatte auch nach dem Verlagsprogramm gefragt. Welche Ehre. Mal sehen, ob er interessiert ist, Bücher von mir in ihr Programm zu nehmen.
Scheinbar klein: Isensee ist Buchhandlung, Verlag und Druckerei - siehe ihren Internetauftritt [4].
Es folgte der Second-Hand-DVD-Händler: statt wie früher in den Plattenläden die schönen großen LPs zu durchforsten hier in DVD-Hüllen blättern. Auch schön. Die Kisten standen zum Teil draußen. Ein Mann schaute kurz und wendete sich dann wieder ab. Seine Begleiterin: "Willst du nicht gucken?" - "Nein" [kurzer Blick auf mich und den zehn DVDs umfassenden Stapel neben mir] "wer kauft denn heute noch DVDs?" Da das spontane Plauderklima ein Wesenszug zu sein scheint, den ich Oldenburg zuschreibe, meinte ich: "Menschen, die nicht ständig ins Internet kommen" [zum Beispiel Bootsmenschen] "und Menschen, die ihren Teil zur Verminderung des enormen Stromverbrauchs durch Streamen beitragen möchten. Außerdem können gute Filme wie gute Bücher Teil einer Bibliothek sein." Ich hatte gerade Matrix I-III gefunden, prima, die fehlten noch in meiner Bibliothek. Er: "Stimmt, ich habe auch eine Menge." Nun, vielleicht schaut er ja ein anderes Mal ausführlicher.
Ein paar Meter weiter gibt es einen Oxfam-Laden. Immer mal wieder ein guter Ort, um meine Hörbuchbibliothek zu erweitern. Es wurde wieder ein Stapel. Manchmal schaffe ich es sogar, hier meine Bibliothek etwas zu verkleinern, ganz nach Oxfams Motto "Wir machen Überflüssiges flüssig."
Lieblings-Café
Nun war unbedingt eine Dosis Koffein angesagt. Wie schön. Mein Lieblings-Café ist fast neben Oxfam: Kaffee und Kleid [5]. Leckere Kuchen, genialer Kaffee und sicher auch hervorragender Tee, Kakao und Säfte. Schöne alte Möbel mit Ausdauer und Liebe zum Detail gesammelt. Auch die Kleider gefallen mir. Da ich aber derzeit keine brauche, bleibt es einfach beim Kaffee. Nicht ganz. Denn da ist ja ein Nachbartisch. Und wieder entspinnt sich ein Gespräch. Über die schöne Unibibliothek und Buchhandlungen. Dabei fällt auch H's Satz: "Ist auch 'meine' Buchhandlung." Sie erzählt, dass es in Oldenburg im Vergleich zu anderen Städten viele Eigentümer geführte Buchhandlungen gibt, dass die Menschen es schätzen, zu stöbern, mit Buchhändlerinnen und anderen Lesern zu plaudern, sich zu neuen Lesethemen ermuntern zu lassen und andere für die eigenen zu begeistern. Das wird Rudi Moos gefallen (sein Blog vom 27 Jan 2020 Jetzt wird die Sache rund). Also möchte ich noch weitere Buchhandlungen hier in Oldenburg erkunden. H hat Tipps gegeben.
Stimmt, im Sommer dehnt sich das Café vor den Laden und mit einem kleinen Ensemble sogar bis auf die andere Straßenseite aus. Als ich vor einigen Tagen hier durch die Straße fuhr, saß dort jemand. Tiefenentspannt.
Christa Weßel - Montag, 20 Sep 2021
Orte, Filme, Bücher
[1] Universitätsbibliothek der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg - https://uol.de/bis
[2] … auf youtube: Führung durch die Universitätsbibliothek (24.09.2020) - https://www.youtube.com/watch?v=AwOsn9NRHJI
[3] Adler P, Du Gay L, Morgan G, Reed M. The Oxford Handbook of Sociology, Social Theory & Organization Studies. Contemporary Current. Oxford University Press 2014.
[4] Buchhandlung Isensee - https://www.isensee.de/
[5] Kaffee und Kleid - http://www.kaffee-und-kleid.de/ (wird derzeit überarbeitet)
[6] Hemingway E. A Moveable Feast. (1964) The restored edition. Scribner 2009.
(URLs abgerufen am 20 Sep 2021)
Was ist das nun für eine Blogrubrik?
Gertrude Stein hat zu Ernest Hemingway in seinen Jahren in Paris gesagt: Ein Schriftsteller muss viel lesen [6]. - Die genaue Seite finde ich gerade nicht. Noch ein Buch, das ich wieder einmal lesen möchte. Irgendwann …
Viel lesen. Bücher. Um diese geht es hier ja vor allem. Also
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