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Den Absprung wagen

… Über die Kunst der Unternehmensnachfolge

Stellen Sie sich vor, Sie haben irgendwann in den 1980er Jahren einen mittelständischen Betrieb gegründet oder übernommen, sei es als Kauffrau, Dienstleister oder Handwerksmeister. Ihr Betrieb ist gewachsen und gediehen. Sie haben gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch Führungskräfte. Ihre Kunden und Geschäftspartner arbeiten gerne mit Ihrem Unternehmen zusammen. Auch die Mitbewerber in Ihrer Branche respektieren Sie.

Und nun?

 

Sie sind Anfang oder Mitte fünfzig und klug: Sie denken _jetzt_ darüber nach, wie es mit Ihrem Leben und mit Ihrem Unternehmen weitergehen soll. Sie wollen für sich und Ihre Lieben mehr Zeit haben und Sie wollen, dass Ihr Unternehmen weiterlebt. Sie wollen, dass Ihre Mitarbeiter, Kunden und Partner auch nach Ihrem Ausscheiden gerne und erfolgreich mit Ihrem Unternehmen arbeiten.


Vielleicht haben Sie das eine oder andere in Ihrem Testament schon bedacht und auch einen Notfallplan, falls Sie "vor einen Bus laufen". Ihre Führungskräfte wie die Prokuristin, der Meister oder die Finanzchefin sind in der Lage, das Unternehmen einige Wochen und Monate auch ohne Sie zu führen.


Das ist noch nicht alles: Wer soll Ihr Unternehmen - Ihr "Baby" - weiterführen? Wollen Sie verkaufen? Gibt es Töchter oder Söhne, die die Nachfolge antreten? Oder leitende Mitarbeiter, die das Unternehmen übernehmen wollen? Kommt eine Kombination aus Familie und Mitarbeitern in Frage?


Die Nachfolge zu regeln und sowohl wirtschaftlich als auch rechtlich und emotional durchzuführen, ist ein mehrjähriges Unterfangen. Es ist ein Projekt, dass Sie mit der Unterstützung von Experten in wirtschaftlichen, rechtlichen, steuerlichen und psychosozialen Fragen durchführen sollten. Psychosozial? Damit sind Aspekte der Zusammenarbeit, des Vertrauens und beispielsweise des Loslassens gemeint. Hiermit beschäftigen sich Organisationsentwickler und Coaches.


Die Handwerks- und Handelskammern sind vielleicht erste Ansprechpartner, nachdem Sie sicher schon mit vertrauten Unternehmern, Familienangehörigen und Mitarbeitern Gespräche geführt haben.


Es gibt zahlreiche Publikationen und auch Material im Internet zur Unternehmensnachfolge. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat die Initiative nexxt gestartet und unter anderem eine sehr informative, gut hundert Seiten umfassende Broschüre zum Gewusst-wie veröffentlicht. Sie beschreibt sowohl für diejenigen, die ein Unternehmen übernehmen wollen, als für diejenigen, die die Nachfolge regeln wollten, was in diesem Unterfangen zu berücksichtigen ist.


Sehr umfangreich sind die Informationen der IHK Frankfurt am Main. Starten Sie mit https://www.frankfurt-main.ihk.de/unternehmensfoerderung/unternehmensnachfolge/ und lassen sich durch die Phasen führen:

  1. Sensibilisierung
  2. Rechtliche Vorbereitung
  3. Wirtschaftliche Vorbereitung
  4. Auswahlphase
  5. Übergabephase
  6. Sicherungsphase

Die Autoren auf den IHK-Seiten erwähnen ein Coaching für die Sensibilisierung, die Übergabe und die Sicherung. Klienten bestätigen mir immer wieder, dass sie es sehr schätzen, in diesem Jahren der Unternehmensnachfolgeregelung kontinuierlich mit einer Beraterin und Coach als Sparringspartner zusammenzuarbeiten (Blog vom 10 08 2018).


Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg bei Ihrer Unternehmensnachfolge - sei es, dass Sie eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger (oder ein Nachfolge-Team?) finden, oder das Unternehmen, dass Sie gerne übernehmen möchten.


Eine persönliche Anmerkung noch dazu: in den ersten Jahren habe ich als Beraterin, Coach und Sparringspartner unter anderem Menschen begleitet, die sich selbständig gemacht haben. Es ist sehr interessant zu erleben, dass seit einiger Zeit auch das Thema Nachfolge dazu kommt. Vielleicht auch, weil ich in Ihrem Alter bin?


Christa Weßel - Dienstag, 29 Januar 2019

Lesestoff

(auch zusammengestellt in den Resources / OD / Change : Business Succession / Unternehmensnachfolge)