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Ich bin dann mal weg

Sich-ausklinken und über den Sinn des Gehens

2001 hat Hape Kerkeling sich auf den Pilgerweg von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela gemacht. 2006 hat er sein Buch "Ich bin dann mal weg" veröffentlicht. Das Buch war sehr schnell ein großer Erfolg. "Ich bin dann mal weg" wurde in der Sprache vieler Menschen zur Metapher und zum Spruch, wenn sie - wie Hape - ohne große Erklärungen einfach mal verschwinden.


Kürzlich habe ich mich auch ausgeklinkt und zwar nicht so charmant wie Hape sondern mit "Ich habe keinen Bock mehr. Ich gehe." Und weg war ich. Großes Kompliment an meine Mitstreiter*innen. Sie haben sehr gut ohne mich weitergemacht, obwohl ich eigentlich die Aufgabe der Moderation hatte. Woran lag es? Extreme Müdigkeit auf meiner Seite und Trantütigkeit auf der anderen Seite. Wir kamen einfach nicht in die Gänge.


Das ist zwei Wochen her. Und - Zufall? - dann fand ich in einem Bücherschrank in Frankfurt am Main "Ich bin dann mal weg". Mit herrlichem Humor und Liebe zum Detail beschreibt Hape seinen Weg nach Compostela und zu sich selbst und seine Begegnung mit Gott. Auch wenn das Letztere vielleicht nicht Ihr Ding ist, falls Sie dieses Buch noch nicht gelesen haben: lesen.


Hapes Anlass: ein Hörsturz und dann noch eine Gallenblasen-Entfernung - mit sechsunddreißig Jahren. Hape hat die Zeichen richtig erkannt: genug. Zeit, sich auszuklinken. Sich als bekennende Couch-Potatoe auf diesen achthundert Kilometer langen Weg zu machen, ist etwas ganz Besonderes ... und dann auch noch anzukommen.


Irgendwann auf seinem Weg ist es dann so weit. Es geht nur noch um das Gehen. Eine seiner Weggefährtinnen, Anne, zitiert dazu den Dalai Lama: "Drop the thought." Sie meint: "Sobald dich etwas im Job oder sonst wo plagt, lass den Gedanken einfach fallen. Kaue nicht auf ihm herum, denn nur so erlöst du ihn." (Kerkeling 2006, S. 249)


Interessante Idee: Einen Gedanken erlösen. Dies ist nur eines der vielen Beispiele in diesem Buch, die eine Reflexion auslösen und wieder einmal zum eigenen Gehen inspirieren. Allerdings sind meine Spaziergänge nicht mehrere hundert Kilometer lang. Wer weiß ... Anmerkung: Reflexion heißt nicht - nur - Denken.


Bei der Lektüre habe ich sehr viel gelacht und sehr viel gelernt, auch den Trick mit dem Universum. Doch lesen Sie selbst. Ein schönes, ermutigendes und zur Reflexion anregendes Buch.


Christa Weßel - Dienstag, 3. April 2018


Quelle


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