... Wer liest, ist klar im Vorteil
und zwar gründlich. Die ersten Reflexionen der Studierenden in ihrem Portfolio zum Seminar Consulting zeigten alles von Licht bis Schatten. Eines zeigten fast alle: Die Arbeit mit Fachliteratur ist noch sehr ausbaufähig, denn
- einer hat das Thema völlig verfehlt
- einige haben nur sehr allgemein ihre Ziele für die nächsten Wochen formuliert
- einige bleiben sehr an der Oberfläche - in zwei Fällen sogar extrem
- gefährlich wird es, wenn jemand sich für fachkompetent hält und weder eine Berufsausbildung oder Studium noch Weiterbildungen und praktische Berufserfahrung vorweisen kann.
Es gab auch Licht: einige sind sehr reflektiert, arbeiten auch schon mit Literatur und wissen, wie sie ein Dokument aufbauen
Alarm
Diese Studierenden stehen einige Monate vor dem Abschluss ihres Studiums. Höchste Zeit - wieder einmal - mit Studierenden darüber nachzudenken, was das denn eigentlich heißt, Lernen. Ich zitiere noch einmal einen Studenten aus dem vergangenen Wintersemester:
"Was auch sehr besonders an den Workshops war, dass man bei Aufgaben aufgefordert wurde, selbst zu denken und nicht immer das Internet zu benutzen. Man sollte sich so [un]abhängig von der Digitalisierung machen, sonst würde man verblöden." (Blog vom 21. Januar 2018)
Es ging dieses Mal um Folgendes
- Von der Notwendigkeit, das von dem Dozenten, der Führungskraft, den Kollegen genannte Arbeitsmaterial zu verwenden ... zum Beispiel die Beschreibung eines Seminars
- Vom "Draufgucken" zum Lesen
- Von Tante Wikipedia und Onkel Google zur Arbeit mit Literatur
- Von der eigenen Fach_Buch_Bibliothek
Hinweisen folgen
Zusammenarbeit kann nur effektiv und effizient sein - und Spaß machen, wenn die Beteiligten ihre Aufgaben ernst nehmen. Dazu gehört auch, mit Aufgaben und Material vertraut zu sein. Und wiederum dazu gehört ... lesen.
Von Tante Wikipedia und Onkel Google zur Arbeit mit Literatur
Internet und world wide web bereichern Lernen und Arbeiten unendlich. Ohne sie wäre beispielsweise ich wahrscheinlich nicht auf Idee gekommen, doch noch zu promovieren (mit deutlich über dreißig), wäre nicht von der Ärztin zur Wissenschaftlerin und Leiterin einer Forschungsabteilung in der Informatik geworden, würde nicht bloggen und vielleicht auch nicht Bücher veröffentlichen.
Die Schattenseite für viele Menschen: Der unmittelbare Griff zum Smartphone auf eine Frage hin lässt das Hirn verkümmern ... plakativ ausgedrückt. Unsere Kreativität und unsere Denk- und
Merkfähigkeit leiden darunter.
Und wem nutzen schon Lexikoneinträge. Wissen ist das noch nicht.
Wissen entsteht durch die Verknüpfung von Informationen mit eigenen Erfahrungen und Schlussfolgerungen daraus.
Zeit, Schlüsse zu ziehen, haben wir zum Beispiel bei der Arbeit mit Literatur, beim Rezipieren.
Vom "Draufgucken" zum Lesen zum Verstehen
Sich mit einem Text zu beschäftigen geht über das einfache Lesen hinaus. Greifen Sie zum Äußersten: Denken Sie über den Text nach. In der Literaturarbeit sprechen wir auch von
Rezipieren
- fremdes Gedanken-, Kulturgut aufnehmen, übernehmen
- einen Text, ein Kunstwerk als Leser[in], Hörer[in] oder Betrachter[in] sinnlich erfassen
[Duden - https://www.duden.de/rechtschreibung/rezipieren 07.03.2018]
Der Reiz und Sinn des Haptischen
Das Lernen mit Hand, Herz und Verstand ist seit Pestalozzi (1746 - 1827) ein seit Jahrhunderten erprobter und mittlerweile wissenschaftlich fundierter didaktischer Ansatz. Wenn wir das Lesen, Sehen oder Hören mit einer körperlichen Aktivität verbinden und mit dem Thema positiv emotional verbunden sind, ist der Lerneffekt groß und nachhaltig. Wir werden uns immer wieder erinnern.
Die körperliche Aktivität kann aus handschriftlichen Notizen zum Thema ("Mitschreiben"), dem Zeichnen oder Kritzeln von irgendwelchen Bildern (Strichmännchen in "langweiligen" Besprechungen
machen also Sinn!) oder großen Visualisierungen auf Tafeln oder Flipcharts bestehen ... oder Sie bauen gleich mit dem Handwerksmeister zusammen den Tisch.
Wenn ich auch nur einen mit dieser Botschaft erreiche ...
hat es etwas genützt. Und wenn Sie erst in einem oder zwei Jahren mit dem Aufbau Ihrer eigenen Bibliothek beginnen, vor _Ihrem_ Regal stehen, _Ihre_ Fachbücher in die Hand nehmen, die Ihnen durch die jahrelange Arbeit mit ihnen vertraut sind. Denn vieles von dem, was Sie als Berater und Führungskräfte und ganz normale Menschen in Ihrer Arbeit brauchen, ist auch noch in einigen Jahren gültig. Bücher veralten weniger schnell als Sie annehmen."
Einige der Studierenden blickten nachdenklich, einige "mach ich doch, was will sie denn?" (gut!) und einige waren irgendwo im "outer space", ganz weit weg von diesen Ausführungen. Eine ganz
normale Lernveranstaltung also.
Einige lesen ... gründlich
"Sagen Sie mal, Frau Weßel, ich finde in Bloom's Taxonomy nur sechs Stufen. Sie beschreiben sieben." Der Student zeigt auf ein Schaubild, das er online gefunden hat. "Oh, das stimmt. Ich schau mir das auf meinen Seiten an und überarbeite das. Danke!"
Der Student hatte es richtig gesehen. Im
Blog vom 11. Februar 2011 und in den Seminarbeschreibungen bin ich fündig geworden und mir war durch dieses Feedback klar geworden, dass ich Bloom's Taxonomy
um einen siebten Schritt erweitert hatte. Wieder einmal ein schönes Beispiel zur Bedeutung von Feedback ... für beide: Lernende und Lehrende (Blog vom 30.11.2016)
Christa Weßel - Mittwoch, 7. März 2018
Blogrubrik Lernen & Lehren
< Entdeckungen in Bern heute Ein
Jahr und ein Tag >