Über schlechte Lehre und ihre Bedeutung für das "wirkliche" Leben
Studierende sind sehr wohl in der Lage, gute Lehre und faire Lehrende zu erkennen. Und sie suchen und finden Wege, wie sie mit schlechter Lehre umgehen können. In meiner Arbeit als externe Dozentin an verschiedenen Hochschulen bewegen die Studierenden und ich uns auch auf der Metaebene des Lernens und Lehrens. Wir greifen zum Äußersten: Wir sprechen miteinander ... in diesem Fall über Theorien, Konzepte und Methoden guten Lernens und Lehrens.
Immer wieder tauchen dabei zwei Themen auf: (In-)Transparenz in der Notenvergabe und positive und negative Voreingenommenheit.
Dazu möchte ich aus drei Perspektiven etwas beitragen.
Perspektive 1: Qualität der Lehre
Dozenten und Professoren müssen ihre Lehre und die Vergabe von Noten nachvollziehbar, transparent, auf fundierten Kriterien basierend und - ! - möglichst neutral durchführen.
Ich schreibe "möglichst", weil wir Lehrende natürlich auch Sympathien und Antipathien kennen. Wir müssen sie kontrollieren. Ein erster Schritt dazu ist, sich dieser Tatsache bewusst zu sein und
dann damit umzugehen - allein und / oder in der Intervision mit Kollegen, in einer Supervision und / oder durch die Zusammenarbeit mit einem Coach.
Einige Kollegen scheinen das nicht in dem geforderten Maße durchzuführen.
Ich schreibe "scheinen", weil ich nicht dabei war oder bin.
Ich schreibe "nicht durchzuführen", weil ich Studierenden sehr wohl zutraue, die Qualität von Lehre zu beurteilen.
Perspektive 2: Real life training
Das, was Studierende mit Professoren und anderen Dozenten erleben, ist "das echte Leben". Dazu gehören auch intransparente Notenvergabe, schlechte Lehre, unqualifizierte und unfaire Kommentare und über Noten entscheidende Sym- und Antipathien.
Studierende werden in ihrer beruflichen Laufbahn immer wieder Menschen begegnen, die ihre Präsentationen und anderen Arbeiten unqualifiziert kommentieren oder sogar behindern oder schlecht
machen.
Also kann das, was Studierende an der Hochschule erleben auch eine Übung für den Umgang mit solchen Attacken sein. Solch eine Art des Umgangs ist eine Attacke.
Perspektive 3: Wie wichtig ist ein Modul?
In einem Bewerbungsgespräch werden sich zukünftige Arbeitgeber nicht auf ein Modul stürzen, sondern den Kandidaten (w/m) insgesamt betrachten - sonst hätten sie ihn gar nicht eingeladen.
Vor allem wird eine solch schlechte Note unglaubwürdig, wenn der Kandidat in anderen Fächern, in denen Führung und Teambildung gefragt sind, gut
bis sehr gut abgeschnitten hat. Dazu zählen zum Beispiel Module wie ... "Consulting", "Change Management", "Informatik im sozialen Kontext" und "Soziale Netze".
Fazit
Darum bin ich zuversichtlich, dass Studierende, die von schlechten Erfahrungen mit anderen Lehrenden berichten und die ich selbst als fachlich, methodisch und sozial kompetent in meinen Lernveranstaltungen erlebe, ihren Weg machen werden.
Außerdem sehe ich es immer wieder: Es gibt gutes Lernen und Lehren ... vielleicht nicht in jedem Fach, aber in jedem Studiengang und an jeder Hochschule.
Christa Weßel - Mittwoch, 7. Februar 2018
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