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Coaching To Go?!

Was Instant-Kaffee, drei-Gänge-Menüs, Segeln und Coaching miteinander zu tun haben

Proviant

"Instant klingt billig und wenig hochwertig" meinte ein Intervisionskollege, als ich mit ihm über die unterschiedliche Dauer und Umfang von Coachings sprach. "Weit gefehlt. Unter Regatta und anderen Seglern ist die Qualität von guten Instant-Kaffees, Suppen und anderen Mahlzeiten ein Dauerthema. Wir versorgen uns gegenseitig mit Tipps und manchmal auch mit dem Kaffee selbst. Wenn du einen längeren Törn machst und das Wetter schlecht wird, kochst du kein drei-Gänge-Menü. Das kommt dann im Hafen." - "Und was hat das mit Coaching zu tun?" - "In einem Coaching kann es um kurzfristige, sehr dicht gepackte Reflexionen und Entscheidungen gehen, die innerhalb von einem oder zwei Gesprächen klar werden - Regatta oder Sturmfahrt. Es kann aber auch eine längerfristige Reflexion sein, die sich zum Beispiel um grundlegende Fragen in der Lebensgestaltung dreht. Beispielsweise der Weg zum eigenen Unternehmen oder einen Berufswechsel oder oder oder. Da gibt es vieles." - "Und die Klienten lernen dann wie die Segler neue Länder, Menschen und Kulturen kennen. Wann kann ich mitkommen?" fragte mein Kollege.

(Wieder einmal ist dieser Blogeintrag der - derzeitige - Stand eines Abschnittes in der Überarbeitung von Basiswissen Consulting. Es geht um den Abschnitt "Ablauf" im Kapitel "Coaching" [25.01.2018] im Band Menschen. Viel Spaß beim Vor_Lesen.)

Klienten bearbeiteten mit ihrem Coach sehr persönliche Dinge. Es geht um Entscheidungen und Verhalten unter anderem in ihrer Arbeitswelt, die auch Einfluss auf ihr Privatleben haben und umgekehrt.

Coaching hat einen Anfang und ein Ende. Es geht um mindestens ein konkretes Thema, das Klient und Coach in einem umschriebenen Zeitraum mit einem zu Beginn des Coachings zu definierenden Ziel bearbeiten.

Zumeist ist Coaching ein Einzel-Coaching: ein Klient, ein Coach. Weitere Formen sind Gruppen- und Team-Coachings: eine Gruppe oder Team, ein Coach oder auch zwei. Manche Topmanager lassen sich auch von zwei Coaches, die als Team arbeiten, coachen.

Eine besondere Situation entsteht, wenn Auftraggeber und Klient nicht übereinstimmen, zum Beispiel wenn ein Unternehmen  Führungskräften Coaching zukommen lassen möchte. Hier ist eine gute Auftragsklärung und die Wahrung der Schweigepflicht, beides Merkmale guter Beratungspraxis, besonders wichtig.

Die Schweigepflicht bezieht sich auf die Gespräche zwischen Coach und der Person, die er coacht. Dies bedeutet, dass ein Coach ohne ausdrückliche - schriftliche (!) - Genehmigung des Klienten nichts aus dem Coaching an Dritte, also auch nicht an den Auftraggeber weitergeben darf. Wie ein Coach damit umgehen sollte, ist in der Fachliteratur beschrieben (Schneider; Cox / Bachkirova / Clutterbuck). Ich finde es am einfachsten, wenn nur der Klient sich dem Auftraggeber gegenüber über die Inhalte des Coachings äußert.

In einem Vorgespräch klären Coach und Klient die Rahmenbedingungen, wie Ablauf, Vergütung, angewendete Methoden und vor allem Themen und Ziel(e) dieses Coachings.

Vorgespräche dienen dem gegenseitigen Kennenlernen. Coach und Klient müssen zueinander passen. Vertrauen muss sich entwickeln.   Sondierungsgespräche sollte ein Coach nicht in Rechnung stellen. Es gibt jedoch Coaches, die dies damit begründen, dass durch die gemeinsame Reflexion zum Thema des Coachings Coaching stattfindet.

Wie immer kommt es auf den Klienten an. Er entscheidet über die Rahmenbedingungen und dem Umfang seines Coachings.

Im ersten Coachinggespräch gilt es, das bereits im Vorgespräch skizzierte  Ziel des Coachings schärfer zu konturieren. Dieses Ziel überprüfen Klient und Coach im weiteren Verlauf des Coachings. Es kann sein, dass der Klient aufgrund der im Coaching gewonnenen Erkenntnisse sein ursprüngliches Ziel erweitert oder ändert.

Ein Gespräch dauert meist sechzig bis neunzig Minuten. (Meine Klienten und ich wählen in der Regel neunzig Minuten, da dies eine schöne Länge für einen Gesprächsbogen und einen  Spaziergang ist.

Im Verlauf stellt sich heraus, ob es insgesamt ein, zwei, drei oder zehn Gespräche werden - oder etwas dazwischen. Auch zeigt sich im Verlauf, welche Abstände Klient und Coach wählen, beispielsweise zwei oder vier Wochen oder auch mehrere Monate. Es kommt immer darauf an, wie viel "Stoff" der Klient zur eigenständigen Arbeit bis zum nächsten Coachinggespräch für sich sieht.

Ein Coaching kann also zwischen einem Gespräch an einem Tag und ein oder zwei Jahren dauern. Eine längere Begleitung vor allem von Führungskräften und Unternehmern bezeichne ich eher als  Reflexionsgespräche. Diese Menschen wollen sowohl die Fähigkeiten eines Coaches - Befähiger, Spiegel, Ansporner und vieles mehr - als auch inhaltliche Gesprächspartner. Sie fragen nach Meinungen, Einschätzungen und Empfehlungen. Der Coach muss in seiner Stellungnahme sehr darauf achten, diese als persönliche Einschätzungen zu kennzeichnen - wie ein  Moderator, der seine neutrale Rolle verlässt und als Experte Stellung nimmt.

Eine Sonderform nimmt das Coaching über einen oder mehrere Tage ein. Sehr gut geeignet ist dafür der Rückzug aus dem Alltag in Form eines Retreats. Dies kann sich von einer Berghütte bis zum Segelboot erstrecken. Retreats beschreibe ich [25.01.2018] im Band Werkzeuge der Buchreihe Elche fangen ...

Wichtig ist es, als Coach den Klienten die Möglichkeit und damit die Freiheit und Selbständigkeit zu geben, jederzeit das Coaching zu beenden. Also nicht ein Paket zu "buchen", sondern von Gespräch zu Gespräch entscheiden zu können: ich mache weiter oder ich höre auf. Bereits im Vorgespräch und im ersten Coachinggespräch wird in der Regel deutlich, wie lange dieses Coaching wahrscheinlich dauern wird. Spätestens im zweiten oder dritten Gespräch besteht hierzu Klarheit. Beide, Klient und Coach, verpflichten sich dazu, dem anderen zu signalisieren, das es genug ist. Am besten erfolgt dies vor dem nächsten Gespräch, damit beide das Coaching abschließen können. Meist haben beiden unabhängig von einander zur gleichen Zeit den Eindruck, wann der Abschluss  erfolgen sollte.

Im Abschlusstermin reflektieren Coach und Klient die ursprüngliche Zielsetzung, den Verlauf und die angewendeten Methoden. Diese  Qualitätssicherung dient sowohl dem Coach in seiner weiteren Arbeit als auch dem Klienten im Prozess des Loslassens. Ein weiterer Termin sollte ungefähr sechs Monate nach Abschluss des Coachings folgen. Er ist für beide, Klienten und Coach, wichtig. Diese Reflexion kann zeigen, ob das Coaching nutzbringend war, was Klient und Coach aus diesem Coaching gelernt haben - "lessons learned" - wie es sich mittelfristig ausgewirkt hat, und was Coach und Klient verbessern könnten.

Handelt es sich um ein Coaching mit drei Parteien - zahlender  Auftraggeber (Unternehmen), Klient (Mitarbeiter), (externer) Coach - können diese die Zufriedenheit des Auftraggebers mit dem Coaching anhand initial zu Dritt festgelegter Themen, Ziele und Kriterien untersuchen. Die drei Beteiligten können in einem gemeinsamen Gespräch die Qualität des Coachings am Ende und einige Monate nach dem letzten Coachinggespräch beurteilen.

Christa Weßel - Montag, 23. November 2015

Die hier zitierten Quellen finden Sie in Ressourcen zu Organisationsentwicklung

 

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