· 

Projekte im Eisschrank

Reflexionen zur PVM2015

Containerterminal

"Wenn ich in so ein Unternehmen komme, lege ich erst einmal alle Projekte auf Eis."
Dieser Satz fiel auf der PVM 2015 im Open Space "Was ist Agile UnternehmensTransition?"

Wolfram Müller, Heppenheim, und Alexander Krieg, Hamburg, hatten diese Open-Space-Frage gestellt und moderierten einen Kreis von knapp dreißig Interessierten. Der Austausch war sehr lebhaft. Die Idee, sich weg vom Mangel und dem Streben nach Ressourcen hin zum Grundsatz "Ressourcen warten auf Arbeit" zu bewegen, ist einfach und darum so faszinierend.

Sie kennen das: Wenn Sie hungrig einkaufen gehen, wird es in der Regel mehr, unvernünftig und teuer. Also sorgen Sie - meistens - dafür, dass Ihre Vorratskammer gefüllt ist.

Wir wissen, dass es Sinn macht, in Projektplänen, Prüfungsvorbereitungen und anderen Vorhaben zwanzig Prozent und mehr der vorgesehenen Zeit als Puffer vorzuhalten. Dies gilt auch für die anderen Ressourcen. Also liegt die Idee nahe, in einem Unternehmen, in dem die Menschen vor Arbeit und Engpässen kaum noch klar denken und handeln können, Projekte auf Eis zu legen und nach und nach wieder zu aktiveren. Die, für die die Kraft nicht mehr reicht, bleiben im Eisschrank.

Stellen Sie sich vor, in Ihren Projekten würden Sie nicht mehr um die erforderlichen Ressourcen kämpfen, wie Zeit, Mitarbeiter, Geräte und natürlich auch Geld. (Das sind übrigens Macht- und Beziehungselche.) Statt dessen hält Ihr Unternehmen genügend Ressourcen vor. Die Mitarbeiter können Projekte und Routineaufgaben immer mit einem Reservepolster ausführen. 

 

Dies wünsche ich mir für Krankenhäuser. Wenn die Unternehmenssteuerung darin besteht, eine Bettenauslastung zu hundert Prozent zu erreichen und entsprechend vergangener Belegungszahlen ihre Bettenzahl kürzt, müssen sich Ärzte und Pflegepersonal vor allem in den Nachtstunden und am Wochenende damit herumschlagen, irgendwo noch ein Bett für einen Patienten zu finden. Es ist dann gar nicht so selten, dass Patienten auf Fluren schlafen - wenn sie es denn können. In der Hoffnung, dass am Morgen Patienten möglichst rasch entlassen werden, damit sie in ein Zimmer kommen. Kein Hotel arbeitet so. Schon gar nicht die Hotels, deren Management sich bewusst ist, dass das Wohlbefinden ihrer Gäste über den Erfolg des Hotels entscheidet. Warum also nicht auch Krankenhäuser? Leere Betten sind keine Ressourcenfresser. Ausgeruhtes Personal ebenso wenig. Im Gegenteil: es ermöglicht eine hochwertige und damit ressourcenschonende Versorgung der Patienten. Meine Empfehlung lautet daher: zehn Prozent "leere" Betten. Damit die Patienten nicht im "Eisschrank" landen.

"Projekte im Eisschrank" knüpfen in meinen Augen an die Ressourcen orientierte Sichtweise an, die ich im Blog vom 01.09.2015 vorgestellt habe. Wenn Unternehmen sich ihrer unnachahmlichen und ihrer nicht ersetzbaren Ressourcen bewusst werden und ihre nicht-mobilen Ressourcen pflegen, können sie - in meinen Augen - deutlich mehr Projekte aus dem Eisschrank holen.

Damit zeigt die auch die PVM2015: Das Beste sind die Pausen, ganz im Sinne von Harrison Owens Open Space Gedanken. Die Organisatoren haben neben den Vorträgen - es waren sehr gute dabei - viel Zeit für Open Space gelassen. Das Schöne und auch darum mein Dank an sie und die zahlreichen Experten, mit denen ich mich austauschen konnte: auch Elche konnte ich freilassen und erfahren, was andere von Appreciative Inquiry halten.

Wolfram Müller und Alexander Krieg können Sie auf xing.com finden.

Christa Weßel - Mittwoch, 4. November 2015

(04.11.2015 17:30: Absatz "leere Betten" hinzugefügt)

Blogrubriken Organisationsentwicklung und in Wandel im Gesundheitswesen

 

Evidence-Based Management   heute   Szenarien in Organisationsanalysen >