· 

Geschenke von Lektoren

... und Verlagspatin

Bücherstapel

Schreiben und Publizieren ist Geben und Nehmen. Keine besonders neue Erkenntnis, jedoch habe ich in diesen Wochen das große Vergnügen, beides zu erleben.

Zunächst zum Begriff. Ich habe ein wenig gezögert, Patin in einen Blogeintrag als Überschrift zu setzen. Eine kurze Recherche bestätigte meine Vermutung: Die Tradition der Paten mag zwar vorrangig aus christlichen Kirchen bekannt sein. Es gibt sie jedoch auch im Judentum, in China und in säkularen, westlichen Traditionen. Die englische Version von Wikipedia hat es  - wieder einmal - kurz und klar beschrieben:  "... The secular view of a godparent tends to be an individual chosen by the parents to take an interest in the child's upbringing and personal development, and to take care of the child should anything happen to the parents. ...
Some Chinese communities practise the custom of matching a child with a relative or family friend who becomes the god mother ([chinesische Schriftzeichen]) or god father ([chinesische Schriftzeichen]). This practice is largely non-religious in nature, but commonly done to strengthen ties or to fulfill the wish of a childless adult to have a "son/daughter". ..." [Permanent link: https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Godparent&oldid=673682678]

 

Lektoren-Geschenke: Mary Parker Follet entdecken

Seit gut einer Woche bin ich an Bord und arbeite - unter anderem - die Anmerkungen eines der vier Lektoren zu [25.01.2018] Basiswissen Consulting ein. Es hat sich viel getan. Die Fragen des Lektors und seine Literaturhinweise  waren sehr inspirierend. Ich habe viel gelernt, beispielsweise über eine der "Mütter" der Organisationsentwicklung, Mary Parker Follet, die ihre Erkenntnisse in der Sozialarbeit auf das Management und die Entwicklung von Organisationen übertragen hat.


Auf sie bin ich gestoßen, als ich auf Bitte meines Lektors eine Referenz zum Begriff "shared leadership" nennen sollte. Im neuen Manuskript heißt es derzeit (das wird sich vielleicht noch ändern): "Aus der Graswurzel-Bewegung in den USA gewinnen seit einigen Jahrzehnten und insbesondere mit der Verbreitung der #I Open Access und #I Open Source Bewegungen und der Social Media #I selbstorganisierende Teams an Bedeutung, englisch „shared leadership“: verschiedene Akteure übernehmen Führungsaufgaben (#REF). Führungskräfte können diesem mit einem partizipativen und kooperativen Führungsstil entgegen kommen." [Anmerkung: #I heißt, der Begriff kommt in das Stichwortverzeichnis. #REF heißt, Quelle erforderlich oder gewünscht.]

Bis dahin kannte ich Mary Parker Follet nicht. Sie soll zu Shared Leadership geschrieben haben "one should not only look to the designated leader, but one should let logic dictate to whom one should look for guidance" [Wikipedia, Permanent link: https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Shared_leadership&oldid=657697588 ] Ich habe das dort zitierte Buch "The Management Century" noch nicht geprüft, stelle Follets Satz also erst einmal hier so vor. Im Wikipedia-Eintrag  über Follet gibt es den Hinweis auf das Mary Parker Follet Network mit ein paar Publikationen von ihr. Besonders gut hat mir - neben dem Wikipedia-Eintrag - die Zusammenfassung ihres Werks auf dem Management and Business Study Portal of the British Library gefallen. Auch Stuart Crainer zitiert Mary Parker Follet in seinem hervorragenden Buch "´The Mangement Century". Follet war nicht zufrieden mit dem Begriff "Leadership". Er klinge nach Diktator. Sie schlug daher vor, von einer wechselseitigen Führung - "reciprocal leadership" - zu sprechen, oder besser noch von einer Partnerschaft im Folgen -  "partnership of following". Ich möchte dies ergänzen um: Menschen sollten von einander lernen und hören. Peter Senge sagt dazu, eine Führungskraft ist Lehrer, Diener und Entdecker.

Ich bin immer wieder - ganz im Sinne von Michel Serres' Buch "Erfindet Euch neu" - erfreut über die im Internet auffindbaren Schätze [Blog vom 18.02.2013]. Wer würde heute schon versuchen, einen fast hundert Jahre alten Text zu finden, in dem Follet etwas beschreibt, das in so manchem Management-Artikel oder Buch, Vortrag, Blog als "neue" Erkenntnis auftauchen könnte. Follet schrieb zum Beispiel 1919 über Gruppendynamik und Prozesse: " ...To sum up this point of hierarchy. There is no above and below. We cannot schematize men as space objects. The study of community as process will bring us, I believe, not to the over-individual mind, but to the inter-individual mind, an entirely different conception. ..." [Follet MP. Community is a Process. Reproduced from Philosophical Review, Vol. XXVIII, 1919,  pp. 576-88. - Download via http://mpfollett.ning.com/mpf/follett-writings 17.08.2015]

Mary Parker Follet ist auch interessant, weil sie (a) fast vergessen und dann (b) doch wieder entdeckt wurde, und weil sie 1895 nicht in Harvard zugelassen wurde - trotz einen sehr guten Abschluss im Radcliffe (das College erhielt später diesen Namen). Franklin Delano Roosevelt hat das anscheinend nicht abgehalten, sie als Beraterin zu engagieren. Vor allem ist aber ihre Arbeit wichtig: sie übertrug ihre Erkenntnisse aus der Sozialarbeit auf das Management und die Entwicklung von Unternehmen und anderen Organisationen. Doch nun zum zweiten Teil der schönen Autorenerlebnisse dieser Wochen.

 

Verlagspatin ... Ein Kinderbuch auf den Weg bringen

Eine Kollegin erzählte kürzlich: "Ich verwirkliche mir einen Traum, ich mache ein Kinderbuch." Eine Autorin hatte sie gefragt, ob sie die Illustration übernehmen würde. Hat sie, und nun suchten sie einen Verlag.

Mein Kommentar lautete: "Bücher mit Zeichnungen - zum Beispiel solche Kinderbücher - haben ein sehr guten Satz und eine hochwertige Verarbeitung verdient. Sie brauchen in meinem Augen einen Verlag, der sich ihrer Herstellung und ihrer Verbreitung annimmt. Ich glaube, der  MEDU Verlag wäre etwas für dich. Ich habe mit ihm sehr gute Erfahrungen gemacht. Der Inhaber Stefan Fassel-Wenz hat sehr fair mit mir verhandelt und gut verstanden, warum ich meine Bücher derzeit doch lieber selbst herausgebe. Du kannst dich ja mal an ihn wenden und dich auf mich beziehen."

Hat sie. Es hat funktioniert. Vor gut zwei Wochen kam die Nachricht, dass sie sich einig geworden sind. Sobald ich den Titel und die ISBN kenne, werde ich sie hier hinzufügen.

 

- Siglinde Rüppel (Text) und Simone Franz (Illustrationen). Oscars Entdeckung: Wie ein kleines graues Ding eine ganze Stadt verwandelte. Dreieich, MEDU Verlag - voraussichtliches  - Erscheinungsdatum, Möglichkeiten zur Vorbestellung und weitere Details bei Simone Franz: info[at]franz-transcultural-consulting.de [20.08.2015]

Quellen

Und hier noch mal in einer Übersicht die erwähnten Quellen


Christa Weßel - Montag, 17. August 2015

 

[20.08.2015] Abschnitt "Verlagspatin": Informationen zum Kinderbuch hinzugefügt,

[07.10.2015] Absatz 5: Ergänzung zu "reciprocal leadership" und "partnership of following"

 

Blogrubriken Schreiben & Publizieren und Organisationsentwicklung

 

Wie Informatiker   heute   "7S" und "6 Box" finden >