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Passing forward

Was hat der Segler Bernard Moitessier mit Open Source zu tun?

Eine Menge. Bernard Moitessier (1925 - 1994) ist einer der bemerkenswertesten Einhandsegler des zwanzigsten Jahrhnderts und hat Passing Forward gelebt, darüber gesprochen und darüber geschrieben.

 

Weiter - geben

Passing forward bedeutet, andere mit seinem Wissen und seinen Handlungen zu unterstützen, ohne nach einem Nutzen, einer Bezahlung oder einer Wiedergutmachung zu fragen oder sie anzunehmen. Moitessier sagt dazu ungefähr: "Ich habe das Wissen und das Können, ich nehme mir die Zeit, und irgendwann wirst du etwas an andere weiter geben. Mir ist das oft genug selbst passiert." Und er hat das große Vergnügen zu sehen, wie etwas wieder funktioniert, oder wie jemand lernt und weiter kommt. Also ist der Nutzen doch beiderseits. Natürlich ist er das. Wir Menschen fühlen so.

 

Unter Seglern heißt Passing forward zum Beispiel, anderen bei Reparaturen mit Material und / oder Hirn und Muskeln zur Seite zu stehen, beim Mastsetzen oder beim Antifouling oder Streichen zu helfen. Es gibt noch viele andere Beispiele, die Moitessier in seinem Buch "La longue route" schildert. (Warum der Übersetzer als Titel "Der verschenkte Sieg" gewählt hat, wird mir immer schleierhaft bleiben). Wie Freunde, Freundinnen und andere Moitessier erlebt haben, hat seine letzte Lebensgefährtin Véronique Lerebours in "Bernard Moitessier au fil des rencontres" (dt. "Begegnungen mit Bernard Moitessier") beschrieben.

 

Open access und open source sind Passing forward

Wir brauchen das. Solche Projekte sind wichtig für finanziell oder sozial schwächere Menschen, Gruppen und Staaten. Gratis Software, der freie Zugang zu Informationen und Literatur und damit die Möglichkeit zu lernen und lehren, etwas auf die Beine zu stellen, kann Menschen freier machen.

 

Dass auch Wohlhabende davon profitieren - na und? Es ist an ihnen, sich am Kreislauf - besser Fluss -  des Passing forward zu beteiligen. Denn auch die, die geben, haben sehr viel davon.

  • Anerkennung und Kritik: Menschen sind soziale Wesen. Anerkennung und auch Kritik brauchen wir wie die Luft zum Atmen. Beides übt uns ungemein als soziale Wesen. Auch Nerds. Entwicklung von Software, von Wörterbüchern, Wissensdatenbanken und vielem mehr läuft vor allem im Team. 
  • Lernen: wenn Menschen etwas entwickeln oder schreiben und der Öffentlichkeit zugänglich machen, sollte es, so bei den meisten der Anspruch, gut sein. Also üben sie und lernen durch das Feedback anderer.

Ich sehe das, wenn ich lehre und Bachelor- oder Masterarbeiten betreue (Honorare externer Dozenten sind ein Witz, da muss eine andere Motivation bestehen), und wenn ich blogge und meine Artikel und Vorträge ins Netz stelle. Durch Lehren lerne ich. Das Material auf meiner Homepage ist für einige Leser - so ihr Feedback - nützlich für ihr Lernen und ihre Arbeit. So ein Danke tut gut.

 

Es gibt eine schönen Übergang vom Passing forward ins Geschäftliche. Passing forward und dann doch das Angebot, einen umfassenderen Service gegen Honorar in Anspruch nehmen zu können. Im Netz sind diese Dienstleistungen vielfältig, zum Beispiel Internetauftritte in einfacher Form als Gratisprodukt und dann als kommerzielle Version mit erhöhten Leistungen und Dienstleistungen. Oder sind das Produkte?

 

Bernard Moitessier wäre diese Frage vielleicht nicht wichtig erschienen. Hauptsache Passing forward.

 

Maß und Bescheidenheit

Moitessier ist nicht durch sein Passing forward berühmt geworden, dazu war er viel zu bescheiden. Berühmtheit passt auch eher selten zum Passing forward. Moitessier hat sich im Februar 1969 dazu entschieden, nicht die erste Non-stop-Einhandregatta der Welt zu gewinnen (ein Sieg war zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich), sondern weiter zu segeln nachdem er Kap Hoorn umrundet hatte.

 

Er hätte "nur noch" den Atlantik wieder hinauf Richtung England gemusst.

 

Er ist weiter gesegelt, noch einmal am Kap der Guten Hoffnung und an Australien und Neuseeland vorbei in die Südsee. Also eineindreiviertel Mal "rum".

 

Christa Weßel - Freitag, 25.04.2014

 

Quellen [am 04.01.2018 hinzugefügt]

  • Moitessier B. La Longue Route. Paris, Arthaud 1971. (deutsch: Der verschenkte Sieg. Bielefeld, Delius Klasing 2003).
  • Lerebours V. Bernard Moitessier au fil des rencontres. Paris, Arthaud 2004. (deutsch: Begegnungen mit Bernard Moitessier. Bielefeld, Delius Klasing 2007).

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