... im Kompetenzorientierten Lernen
Ein Thema taucht in einer Seminararbeit auf und lässt die Studierenden nicht mehr los. Also liegt es nahe, sich auch in weiteren Projekten und Abschlussarbeiten damit zu beschäftigen.
Wie kann und sollte ich vorgehen?
Diese Frage stellen Studierende immer mal wieder am Ende eines Seminars. Natürlich bin ich hoch erfreut, wenn Studierende sich für ein Thema begeistern und es auch wissenschaftlich weiter
bearbeiten wollen. Um die Frage des Vorgehens ranken sich weitere Fragen: Wer wird mich betreuen? Soll ich quantitativ oder qualitativ forschen? Oder beides?
Abschlussarbeiten sind eine komplexe, schöne und arbeitsreiche Angelegenheit, die die Studierenden und Doktoranden wohlüberlegt angehen sollten. Einiges habe ich dazu in der Paper Route
geschrieben (Weßel 2004). Umberto Eco's "Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt" ist und bleibt ein Standardwerk dazu. An dieser Stelle möchte ich Ihnen einen ersten Einstieg
gehen.
Betreuung der Arbeit: Sie finden einen Menschen, der die Vorgaben der Hochschule erfüllt, also in der Regel dort Professorin oder Professor ist.
Sie schreiben ein Exposé zu Ihrer Arbeit: Anlass, Fragestellung, Situation, mögliche Forschungsfragen und -Methoden, Feld (wen wollen Sie "beforschen"), Vorgehen, erwartete Ergebnisse, bzw.
Nutzen. Und vor allem beschreiben Sie die Bedeutung für das Gebiet, bspw. Public Health Relevanz, also die Bedeutung für die Gesundheit und das Wohlergehen der Bevölkerung.
Dieses Exposé besprechen Sie mit Ihrer Betreuerin, bzw. Ihrem Betreuer.
Dann legen Sie beide gemeinsam die Forschungsroute fest.
In quantitativen Studien nehmen Sie Kontakt zu einer Statistikerin auf. Er oder sie muss Ihnen sagen, ob das Design so in Ordnung ist, und wie viele Probanden Sie brauchen werden, um valide
Aussagen gewinnen zu können.
Eventuell müssen Sie das Studiendesign noch mal überarbeiten.
Und dann geht es los: (Fortsetzung der) Literaturrecherche und -arbeit, Entwicklung von Fragebögen, Pilotstudie zur Validierung des Fragebogens. Das kann im Institut oder Fachbereich erfolgen.
Diesen Schritt müssen Sie nicht im Feld machen.
Falls erforderlich, Überarbeitung des Fragebogens. Dabei sollten Sie sich eng mit den Statistikern abstimmen, denn sie sind die Experten.
Frühzeitig müssen Sie auch Kontakt im Feld aufnehmen, also zu einer Einrichtung oder Organisation, in der oder mit der Sie die Menschen finden, die Ihre Fragen beantworten können und wollen.
Dazu müssen natürlich auch diese Menschen und Organisationen einen Nutzen durch Ihre Studie haben. Überlegen Sie sich frühzeitig, welcher Nutzen dies sein könnte und kommunizieren Sie dies.
Fragen Sie dazu auch Ihre Professoren, Kollegen, Mitstudierenden.
Dies alles und viele Schritte mehr sind Teil Ihrer Arbeit. Kurz: Sie brauchen eine Architektur, bzw. einen
Projektplan. Diesen zu erstellen und immer wieder zu aktualisieren, ist eine Ihrer wichtigen Aufgaben. Unterstützung, Feedback und Verbesserungsempfehlungen dazu bekommen Sie von Ihrer
Betreuerin, ihrem Betreuer, ... Ihren Mitstudierenden, Freunden, Ihrer Familie. Es wird alle berühren.
Der Mensch, der Sie betreut, wird Sie auch in gewisser Weise coachen. Es geht um ein langes Projekt, das Einfluss auf Ihre berufliche und persönliche Entwicklung haben wird. Sie beide brauchen
Zeit dafür. Worauf Sie beide darin achten können, beschreibt Coaching ... Vorgehen und Qualifikation.
Natürlich ist dies auf die Gegebenheiten einer wissenschaftlichen Arbeit und der Zusammenarbeit von Studierenden oder Doktoranden und Professorin oder Professor anzupassen.
Christa Weßel - Fr, 29. Juni 2012
Quellen [hinzugefügt am 01.01.2018]
- Eco U. Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt. Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Übersetzung von Walter Schick. 13. Auflage. Italienische Erstauflage 1977. Heidelberg, UTB 2010.
- Weßel C. Paper Route - Ein Leitfaden zur Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit. Manuskript. Aachen: RWTH Aachen, Institut für Medizinische Informatik 2004. - pdf
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