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Schreiben ist Lernen

... im kompetenzorientierten Lernen

Es gibt einen wichtigen Antrieb, eine Seminar- oder Abschlussarbeit zu schreiben: der Schein, bzw. die Creditpoints, das Diplom, bzw. der Bachlor- oder Mastergrad.

 

Ist da noch mehr?

Das Kompetenzorientierte Lernen und Lehren will die Motivzahl mindestens verdoppeln: Neues lernen, Interesse an einem Thema bekommen oder vertiefen, Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln und - besonders wichtig für nachhaltiges Lernen - Freude daran, diese Arbeit allein oder besser noch mit anderen zu schreiben.

 

Schreiben ist ein Prozess

Eine wissenschaftliche Arbeit ist vom Tag 1 an auch Schreiben. Dies erlebe ich selbst und auch die Studierenden, mit denen ich in Seminaren zusammen arbeite, immer wieder. Wir gehen dabei ganz praktisch von einem konkreten Fall aus, an dem die Studierenden in Kleingruppen ein Thema bearbeiten. Im Strategischen Management kann es sich beispielsweise um Strategieentwicklungen, Unternehmens- und Umfeldanalysen oder um Leadership handeln.

 

Doch wie an das Schreiben herangehen?

Die Studierenden stellen im Seminar alle ein bis zwei Wochen den Stand ihrer Arbeiten vor, berichten über Unklarheiten und stellen uns Fragen. Wir, die anderen Studierenden und die Dozentin, geben Rückmeldung.

 

Die Reihenfolge im Semesterverlauf ist einfach, siehe auch „Ist doch ganz klar“ | Muster und die Bedeutung von Fragen und Reflexionen:

 

Thema und Gruppe finden

Was interessiert mich? Mit wem möchte ich arbeiten?

 

Fall entwickeln aus eigenen oder beobachteten Erfahrungen

Was hat mich in den vergangenen Monaten bis Jahren besonders berührt?

 

Fall, Problem und Dilemma und ihre Auswirkungen skizzieren

bspw. mittels der 8 W fragen Wozu was wer warum für wen wie wann wo?

 

Ideen zur Analyse und für mögliche Lösungen entwickeln 

Wie würde ich, wie würden wir an das Problem oder das Dilemma herangehen?

 

Die Studierenden haben einen größeren Schatz an Erfahrungen und Wissen als sie im Allgemeinen annehmen. In ihrem Austausch, ihren Dialogen und ihrer gemeinsamen Arbeit können sie dieses implizite (verborgene) Wissen explizit machen, an den Tag bringen und weiter entwickeln. Denn nach Aristoteles ist "Das Ganze größer als die Summe seiner Teile“.

 

Darum ist es wichtig, zunächst einmal die eigenen Erfahrungen und Ideen zu visualisieren (Tafel oder Papier), zu beschreiben (im Dialog) und zu Papier zu bringen, also zu schreiben. Erst dann geht es weiter mit dem, was andere schon vor uns gedacht, gesagt, geschrieben haben.

 

Die Kunst liegt dann darin, sich immer wieder zu fokussieren, beim Thema zu bleiben. Eine Seminararbeit ist eine Seminararbeit ist eine Seminararbeit, frei nach  Gertrude Stein’s „A rose is a rose is a rose“ (aus dem Gedicht "Sacred Emily" aus dem Buch "Geography and Plays", zuerst erschienen 1922). Soll heißen: der Aufwand muss der Seminararbeit entsprechen. Gleiches gilt für Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten.

 

Unser Austausch im Seminar unterstützt dieses Fokussieren.

 

Literatur recherchieren und in Bezug zur eigenen Arbeit setzen

Hier lauten die Fragen: Haben wir etwas übersehen? Auf welche Theorien, Modelle und Konzepte beziehen sich unsere Ideen? Was gibt es noch? Wo wollen oder müssen wir etwas ergänzen oder verwerfen?

 

Ab diesen Punkt geht es dann "iterativ" weiter. Wir durchlaufen in solchen Forschungs-, Entwicklungen und Schreibprozessen immer wieder Zyklen. Wir betrachten den Fall erneut, wir überlegen neu zum Problem, wir müssen unsere Analysen und Empfehlungen immer wieder auf den Prüfstein mit den Erkenntnissen anderer in der Literatur stellen.

 

 

Die Literaturrecherche ist zum einen durch das Internet sehr viel komfortabler geworden, aber nicht unbedingt einfacher: Wie finde ich in diesem Wust wissenschaftlich und praktisch fundierte Literatur? Auch dazu gibt es wieder viele Quellen. Mit "How to write a paper?" und "How to read a paper?" lässt sich sehr viel zur Methode finden.

 

Zunächst einmal geht es darum, sich mit einigen Übersichtsartikeln zum Thema genau das zu verschaffen: eine Übersicht. Die Artikel enthalten weiterführende Literatur, sowohl wiederum als Artikel als auch Lehr- und Handbücher.

 

Qualitätskriterien für hochwertige Literatur und die Literaturarbeit selbst hat Umberto Eco in seinem Buch "Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt" hervorragend beschrieben. Es ist auch fast vierzig Jahre nach seiner Ersterscheinung und vielen weiteren Auflagen in meinen Augen ein Muss. Einige Anregungen finden Sie auch in der Paper Route (Weßel 2004).

 

Der Bericht

Dies ist die Seminararbeit. Sie ist entsprechend dem hier skizzierten Vorgehen aufgebaut und sollte die Empfehlungen der Autoren zu möglichen Lösungen für ihren Fall auch so formulieren. 

 

Christa Weßel - Do, 10. Mai 2012

 

Quellen [hinzugefügt am 01.01.2018]

  • Stein G. Geography and Plays. The Four Seas Company, Boston. Introduction by Sherwood Anderson; Something Else Press, New York 1968.
  • Weßel C. Paper Route - Ein Leitfaden zur Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit. Manuskript. Aachen: RWTH Aachen, Institut für Medizinische Informatik 2004. - pdf

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