
Nun arbeite ich seit einigen Wochen auf einer Akutstation in der Allgemeinpsychiatrie und bin beeindruckt von der fachlichen und empathischen Kompetenz, die mir dort begegnet.
In einer der Visiten tauchte das Wort Intensivstation auf. Da hat es Klick bei mir gemacht. Intensivstation bedeutet: eine Ärztin hat am Ende einer Woche allenfalls noch ein oder zwei Patienten
vom Beginn der Woche. Der Durchlauf ist hoch. Es können in vierundzwanzig Stunden vier Patienten und mehr kommen, die nach der Aufnahme in der Nacht oder im Tagesverlauf neu ausführlich von einem
Arzt in Weiterbildung aufgenommen und von einer Fachärztin/Oberärztin gesehen und eingeschätzt werden müssen. Die Festlegung der Diagnostik und Therapie muss Facharzt-Standard haben. Natürlich
muss sich die aufmehmende Ärztin Gedanken dazu machen und Diagnostik und Therapie in den Diensten auch starten, beziehungsweise veranlassen.
Dies erlebe ich so, unabhängig davon, ob es sich um "somatische" Stationen handelt, wie die Innere, die Kinderchirugie oder die Allgemein- und Unfallchirurgie. Auf eine Akutstation der
Psychiatrie kommen psychiatrisch akut schwer kranke Menschen. Aufgabe des Fachpersonals ist es, sie zu stabilisieren, herauszufinden, welche Erkrankung sie haben und sie an die entsprechenden
Stationen weiterzuleiten(*).
Dazu gehört auch, Patienten so lange auf einer geschlossenen Akutstation zu behalten, bis sie auf einer offenen Station weiter behandelt werden können. Die Patienten müssen also bereit und in der
Lage sein, mit Ärzten, Pflegepersonal, Psychologen, Sozialdienst et cetera zusammenzuarbeiten. Der Fachbegriff hierzu lautet Compliance. Eine unserer, des Fachpersonals, Aufgaben ist es, einen
Informed Consent zu ermöglichen. Dies bedeutet, die Patienten aufzuklären in der Art, dass sie es verstehen und eine fundierte Entscheidung treffen können (Buch Beraten, Kapitel 1.3 Evidence-based Medicine, Auflage 2,
2023, S. 33). Die Patienten müssen absprachefähig sein und es muss eine gewisse Stabilität des psychischen Zustandes gegeben sein. Die Patienten dürfen weder selbst- noch fremdgefährdend
sein. Diese beiden Aspekte - Selbst - und/oder Fremdgefährdung - sind die Gründe, Menschen auf einer geschlossenen psychiatrischen Station aufzunehmen.
Auf einer solchen Akutstation zu arbeiten, ist anstrengend und sehr interessant. Aufwändig, wichtig und hinzukommend im Vergleich zu einer "somatischen" Intensivstation sind die rechtlichen
Belange: stets mit dem Bestreben, im Sinne des Patienten zu handeln (blog vom 19 April 2024 Das Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung).
(*) Danke an die Fachärztin, die diese Beschreibung formuliert hat.
Und danke an die Menschen, die den Start auf der Akutstation so angenehm gemacht haben.
Christa Weßel - Dienstag, 04 Februar 2025
Wieder sind unabhängig von den verwendeten Formen alle Geschlechter gemeint: w, m, d.
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